Mittwoch, 28. Mai 2014

Elm Supertrail, 72km im Run&Bike-Modus - Auch die Nachbarn haben es schön


72km Ultramarathon Elm Supertrail, diesmal im „Run&Bike“
Auch die „Nachbarn“ haben es schön.

Der Elm. Ein mir völlig unbekannter Höhenzug nördlich des Harzes. Keine 100km entfernt. Der schönste Laubwaldhöhenzug Norddeutschlands?
Bei dem bereits zum zweiten Mal ausgetragenen Elm Supertrail durfte man diesen einmal komplett umrunden. Die gesamte Strecke ist 72km lang und mit knapp 1200 Höhenmetern sehr gut laufbar.
Das zu laufen macht sicher sehr viel Spaß, allerdings lockte uns dabei ein Teamwettkampf, der „Run&Bike“. D.h. ein Teilnehmer startet auf dem Rad und einer läuft. Gewechselt werden darf so oft man will, hauptsache man bleibt zusammen und übergibt das Rad sauber. Das war doch genau unser Ding.

Der Tag erwacht völlig wolkenlos und wir treten die Anreise über den Harz an. Schon ein komisches Gefühl bei so einem tollen Wetter, bei dem man den Brockengipel sehen kann, daran vorbei zu fahren und auf der Nordseite wieder herunter zu fahren. Wir können jetzt den Elm schon sehen, wie er sich grün aus der flachen Landschaft schält. Einmal mittendurch zum Startort zur Burg Warberg.
Schon beim Einfahren auf den Parkplatz werden wir von bekannten Gesichtern begrüßt. Vor allem schaut man verdutzt auf das mitgeführte Mountainbike am Heckträger. „Was habt ihr denn vor?, Ist einer von euch verletzt?“ „Nein, wir haben Bock auf Bike.“ :)

Bilderbuchwetter mit Bilderbuchkulisse im Hintergrund


Der Startort ist ein Traum. Die Burg Warberg im Landkreis Helmstedt. Im Burghof erfolgt das Briefing durch den Veranstalter, die Friends for Life aus Braunschweig. Unser blau-gelbes ASICS-Outfit ist mit den Vereinsfarben des Gastgebers der Hingucker und findet wohlwollend Anerkennung.

Um Punkt 9 Uhr ertönt die Startfanfare eines Burgwächters und ca. 100 Ultraläufer und 30 Run&Biker machen sich auf den Weg zum Wald, dem Elm.
Unsere Renntaktik sieht in diesem Moment noch vor, ca. alle 30 Minuten zu wechseln. Das sollte kein Problem sein, dachten wir uns so. Schon Sun Tzu sagt allerdings, dass der beste Plan nur so lange Bestand hat bis die Schlacht begonnen hat.
Dominik startet absprachegemäß als Läufer von ganz vorn und ich fahre in aller Ruhe hinterher, unterhalte mich mit vielen bekannten Läufern und auch einigen mir bekannten Bikern, ich habe es ja nicht so eilig. Nach den nächsten 2 km Singletrails muss ich jedoch voll durchstarten um meinen Teampartner noch zu kriegen. Der hat sich ganz vorn eingeordnet und somit war mein erster Bikebergsprint und MTB-Downhill gesichert.
Bei Dominik angekommen macht er mir schon jetzt deutlich, dass wir die Wechselzeiten lieber verkürzen sollten, und zwar auf !!JETZT!!! Also Wechsel von Helm und Bike nach gut 20 Minuten. Dann geht es für mich auf die Laufrunde. 
Das führende Team, direkt vor uns, legt ein mörderisches Tempo vor. Pace 3:30 bergab und 4:15 bergan waren schon mal eine Hausnummer, die es zu halten gilt. 
Der 20-minütige Wechsel erschien bei diesem Tempo noch zu lang und daher verkürzen wir auch diese Zeit noch.
Der Start auf dem Bike...gaaaaanz hinten


Die Strecke ist mäßig profiliert und führt uns zunächst nach Westen am Waldrand entlang. 
Der Westwind sorgt zwar für die nötige Abkühlung, ist, insbesondere auf den langen baumlosen Passagen, jedoch auch ein echtes Hindernis.

Team 3 und 4 liefern sich bis zum Halbmarathon hinter uns ein heißes Wechselrennen und kommen so auch immer näher an uns heran. Dazwischen der erste Ultraläufer, den wir mit unseren Rennscharmützeln sicherlich in den Wahnsinn treiben. Aber er lächelt trotzdem.

Ist das Biken zunächst zum Ausruhen der Beine gut, wird es jedoch im weiteren Verlauf des Rennens auch zur echten Anstrengung. Bergan läuft man teilweise schneller als ein Mountainbiker fährt. Wenn man dann noch am Verpflegungspunkt die Flaschen und Nahrung auffüllt, ist das Heranfahren an den Läufer ein mittelschweres Problem.

Team 3 Und 4 ziehen auf einem stupiden Flachstück (Radweg) an uns vorbei und wir können so auch ihre Wechseltaktik beobachten. Die wechseln irgendwie viel schneller als wir und außerdem ist bei uns beiden bereits jeglicher Dampf aus der Muskulatur. Völlig verbraten auf den ersten 25km. Verheizt - egal, wir machen das hier zur Not gemütlich zu Ende (wobei sich schon nichts mehr gemütlich anfühlt).

Immer mal wieder kommt ein Singletrail zum Laufen mit ins Spiel. Hier weicht jeglicher Verdruss einfach der Freude hier laufen und/oder fahren zu dürfen. 
Mit sehr viel Spaß geht es mittlerweile in nördlicher und dann östlicher Richtung durch den Laubwald. Die Strecke ist am Boden mit riesigen weißen Pfeilen immer toll markiert.

Nach dem VP bei km 36 verpassen wir wohl in völliger Euphorie und ziemlich allein auf der Strecke eine Abzweigung. Wir bleiben also, trotz fehlender Pfeile, auf dem Hauptweg. Dieser führt uns einen ca. 1,5km langen Anstieg bis zu einer Bundesstraße auf dem Kamm nach oben. 
Der Berg ist so zermürbend wie ich es selten erlebt habe. Ungefähr einen Marathon in 3 Stunden-Tempo in den Knochen und dann dieser schnurgerade, ca. 8-10%ige Anstieg. Auf der Hälfte wechseln wir noch einmal aber das hat auch nichts gebracht. Oben angekommen, stellen wir beide fest, dass es bei diesem Lauf keine Bundesstraßenüberquerung ohne Absicherung geben würde und wir hier also FALSCH sein müssen. Den Berg ergo wieder runter und nach der Abzweigung suchen.
Unten zwar auch kein Pfeil aber zumindest der Waldrand. An dem sind wir dann auch gelaufen, also ab nach links. Ein toller Singletrail über mehrere Kilometer. Leider nicht der offizielle Weg aber der muss ja hier irgendwo sein.

Auf einer Anhöhe sitzen zwei Passanten, die wir nach Mountainbikern und Läufern fragen. Als wir ihnen erklären, dass hier ca. 150 Leute den Elm umrunden, haben die uns irgendwie komisch angesehen und das Gespräch für beendet erklärt. Egal, weiter, nächster toller Waldrandsingletrail mit Blick auf den Harz.
In einiger Entfernung taucht vor uns ein Rettungswagen auf. Das ist der VP. Wir sind wieder auf dem Track. 
Der führende Läufer kommt uns entgegen, der war bis dahin immer kurz hinter uns, wir sind also auch immer noch korrekt platziert.

Wieder einmal ein Wurzeltrail im Wald, superschön. 25K to go. Der Sattel und das anfangs zu hohe Tempo machen uns jetzt deutlich zu schaffen. Während ich Dominik die Krämpfe aus dem Bein massierte, überholt uns der spätere Sieger Patrick von Amsberg. Wir können auch den Führungswechsel live beobachten. Er sah so locker aus, der musste das rocken! Kurze Zeit später überholen dann auch wir.

Dominik ist wieder fit und läuft von hinten an Patrick ran. Hierbei hat er sich wirklich verausgabt. Es folgte ein Singletraildownhill, der dann genau für mich zum Laufen gemacht ist. Abklatschen mit Patrick, gegenseitig noch mal motivieren und dann mit Vollgas los und an ihm vorbei.

Nach Schöppenstedt hinein macht die Strecke eine Schleife durch den Ort. Runter macht das noch Spaß, hoch eher weniger. Wir haben so auf jeden Fall Gelegenheit, dass vor uns liegende Team noch einmal zu sehen. Die laufen leider schon wieder raus aus dem Ort. Unten im Burghof ist noch einmal ein VP und auch der letzte Wechselpunkt für die ebenfalls mit uns gleichzeitig rennenden Staffelläufer. Kurz vor dem VP werden wir durch die erste Staffel eingeholt. Der VP führt in einem Rundkurs über einen Markplatz. Mit Moderator, Bühne und allem drum und dran. Toll und laut und das 7 km vor dem Ziel. Jetzt muss es aber.

Beim Herauflaufen zum Elm kommt uns das hinter uns liegende Team entgegen. Wir haben an diesem Punkt 8 Minuten nach vorn und ca. 5 nach hinten Luft. Die Beine fühlen sich zwar alles andere als frisch an aber der Ehrgeiz ist durch das Sehen der Teams wieder geweckt.
Wir geben also einfach mal Alles. Die letzten 7 km sind noch einmal eine echte Herausforderung. Wir wechseln ca. alle 1 – 1,5 km und rennen und fuhren wie die Teufel. Die Strecke ist schmal, teils schlammig und trailig und es geht fast immer bergab. Radfahren ist hier fast gefährlicher als Laufen. Schade, dass wir diese Wechseltaktik nicht von Anfang an so gewählt haben, aber egal. Auf der rechten Seite taucht die Burg Warberg aus dem Wald auf und die Umrundung des Elm ist beendet. Wieder auf den Einstiegstrail und direkt durch das Tor in den Burghof. Die Zuschauer feiern uns als hätten wir gewonnen und wir fühlen uns großartig. Wir schieben das Rad laufend durchs Ziel und haben den Elm Supertrail „Run&Bike“ gefinisht.

Das Tagesziel, unter dem Streckenrekord von Franky „Flash“ K. , 05:40:00 , zu bleiben, haben wir erreicht. Auf das Team auf Platz 3 haben wir noch 5 Minuten gut gemacht auf den letzten Kilometern aber es hat halt nur für Blech (Platz 4) gereicht.
Done!
 

Am Material hat es sicher nicht gelegen, das war Dank Steffen Hercher von den Bad Bikers MTB e.V. einfach perfekt. Das 29er KTM Hardtail Teambike vom Harzbikehaus hat beste Dienste geleistet. Danke für die Unterstützung.
Über den 60g Sattel ( oder besser: das sattelförmige Carbonplatten-T-Stück oberhalb der Sattelstange ) möchte ich an dieser Stelle nur sagen:“Wo Schmerz ist, ist noch Leben. Oh ja, wir leben.“

Eigentlich bekommen nur die Ultraläufer eine Medaille aber hier kommt wieder unser Outfit ins Spiel. Dem Gastgeber angepasst in blauer Hose und gelbem Shirt, bekommen wir durch den Veranstalter die "blau-gelbe Medaille der Herzen" übergeben.

Mein Fazit zur Strecke:
Auch die Nachbarn haben es schön, habe ich oben geschrieben, und das trifft voll zu. 
Eine wirklich tolle und abwechslungsreiche Strecke mit allen Untergründen. 
Ein überraschend hoher Trailanteil, die tolle Verpflegung, die familiäre Atmosphäre, das tolle Ambiente der Burg und natürlich das perfekte Wetter machten diese Veranstaltung zu etwas wirklich besonderem. 
Der Kurs ist schnell und ich bin mir sicher, dass ich noch einmal herkommen werde. Diesmal dann vielleicht auch ohne Bike :).

Eine letzte Anmerkung zur medizinischen Versorgung und Absicherung. Ich habe es selten erlebt, dass ein Lauf so gut abgesichert war. Bei manchem Extremcrosslauf gibt es deutlich weniger Sani's auf der Strecke und da hat man es bei weitem nötiger als hier. Wenn mir bei irgendeinem Lauf jemals etwas ernsthaftes passieren sollte, dann bitte beim EST. 
Chapeau an den Veranstalter und natürlich auch an die vielen tollen Helfer an der Strecke und im Hintergrund.

Aschu vom ASFM Göttingen hat bereits einen Bericht zum Ultralauf EST als Läufer verfasst. Den findet ihr hier. Der Einlauf. 
Auch Maren war in der Zwischenzeit aktiv. Ihren "irren" Blog findet ihr hier. Irrenlauf.

Das Material war einmal wieder perfekt und daher möchte ich es hier auch noch einmal kurz aufstellen.
Danke an ASICS, Sziols Sportsglasses, das Sportcenter Ringmann in Osterode und natürlich noch einmal an die Bad Bikers.

Die komplette Ausrüstung hier noch einmal zum nachbauen:
-diesmal nur 1 Buff (UV) und 1 Stirnband
-SZIOLS X-Kross 2
-ASICS Inner Muscle Top Kurzarm
-ASICS Fuji 2in1 Shorts
-ASICS Calfs
-ASICS Marathon Socks
-ASICS Fuji Elite 2
-Salomon SLAB Advanced Skin XT 12 Rucksack
-MTB KTM Myroon 2.29 ( mit der schmerzhaften 60g Carbonplatte die sich Sattel nennen soll )

Jetzt geht es mit großen Schritten auf die diesjährigen Highlights zu. Seid gespannt.

Montag, 28. April 2014

Hexentanz im Harz -- Erholung pur !

Hexentanz im Harz -- Erholung pur ???? :) :) :)

Für mich gehört dahinter eher ein großes Fragezeichen und ein Smilie.
Die obenstehende Überschrift las ich während eines Trainingslagers in
Arco am Gardasee in der iPad-Ausgabe der BILD.
Ich habe genau in diesem Moment wieder daran gedacht, dass ich mich ja irgendwann für diesen Hexentanz Ultralauf direkt vor meiner Haustür angemeldet habe und musste
herzlich lachen, als ich mir noch einmal bewusst machte, dass es sich
dabei ja nur um die "Bambini-Runde" des Hexenstieg Ultralaufes handelt.
Dazu gleich mehr, der Screenshot musste sein.



Der Hexentanz ist ein Ultralauf durch den Harz von Thale nach Osterode.
2300 Höhenmeter gilt es zu bewältigen. Termin Ende April. Für mich als
Harzer heißt das: Pack alles ein was du hast!

Bereits am Donnerstag Abend schauten wir beim Briefing für die
Hexenstiegler im Hotel Harzer Hof, in Osterode, vorbei. Diese
unglaublichen Sportler machten sich dazu bereit, den Hexenstieg einmal
von Osterode nach Thale, über den Brocken, hin und danach auf der
Südumgehung wieder zurück zu laufen. Dafür haben sie 48 Stunden Zeit.
Diejenigen, die dieses unter 25 Stunden erledigen, können mit den
Hexentänzern in den Bus steigen und den zweiten Teil der Strecke noch
einmal laufen. 1000 Euro hat der Veranstalter Michael Frenz für diesen
sogenannten "Devils Cry" ausgelobt. Vorab schon einmal: Das hat der Micha
wieder mitnehmen dürfen, niemand wollte es haben.

Freitag Abend, um 19.00 Uhr, fand dann das Briefing der Hexentänzer
statt. Eine lockere Runde mit vielen bekannten Gesichtern. Man merkt
einfach, dass diese Läufer sich untereinander kennen und wenn das noch
nicht der Fall ist, ist man doch auf einer Wellenlänge und versteht sich
auf Anhieb gut. Tolle Stimmung und im Anschluss ein opulentes Menü vom
Harzer Hof. Satt war ich schon mal und alle Infos zum Rennen hatte ich
jetzt auch, Priorität 1 und 2 erledigt.
Allerdings wurde mir beim Briefing auch zum ersten Mal bewusst, dass es
hier keine ausgeschilderte und markierte Strecke gibt. Also zu Hause
noch mal schnell den Track auf das GPS geladen und mit den
Grundfunktionen des Garmin vertraut machen (und natürlich wenigstens 2
Sätze Ersatzbatterien für den Stromfresser mit Touchscreen einpacken).
Da das Wetter zwischen 20 Grad Sonnenschein und 5 Grad Gewittersturm
schwankte, war das Packen des Dropbags und auch die Wahl der
Erstausstattung nicht so einfach. Der Droppoint lag im Übrigen sehr
früh, bei km 48, also nach meiner groben Rechnung irgendwo um 15 Uhr
herum. Dies sollte später auch genau so zutreffen.
Eine tolle Softshell-Weste mit dem eingestickten HT-Logo gab es auch noch. Finishen musste man dafür also nicht aber ich bin mir sicher, dass man sie sonst niemals trägt.



Nach einem tollen Frühstück ( der Schlafplatz im Hotel Harzer Hof war
für alle nicht ortsansässigen Teilnehmer im Startpreis inkludiert ) stiegen
alle Teilnehmer um 07.45 Uhr in einen alten Schulbus in Richtung Thale.
Die beste Frage: "Und wenn wir dann da ankommen, bekommen wir alle so ein
GPS-Gerät?" :) Nein, das solltest du haben oder dich auf deine Nase
verlassen. Eine Karte hatten wir ja schließlich auch noch.

In Thale, in einer Sporthalle, wurden die Vorräte noch aufgefüllt und es
erfolgte um Punkt 10.00 Uhr ein sehr unspektakulärer Start der bunten,
ca. 45-köpfigen Läufergruppe.



Von uns dabei sind auch noch Thorsten und Flo.Ein starkes Team von Locals.



Zunächst laufen wir durch die Straßen von Thale in Richtung Berg. 8
Läufer laufen vor, jeder ein GPS in der Hand, durch Thale und flachsen
rum. Der Track hier noch leicht zu finden. Alle anderen folgen.
Jetzt geht es in den Wald. Schon ist es vorbei mit der Einigkeit. 6 GPS,
3 Meinungen, kein Weg. Na das geht ja gut los. Nach 800m verlaufen wir
uns das erste Mal und alle kommen mit.
Quer durch den Wald finden wir dann doch schnell einen passablen Pfad
und folgen diesem erstmal wieder in den Ort und dann zum Einstieg des Trails zum Hexentanzplatz.
Felsenuntergrund, Serpentinen und die ersten 350 hm auf einem guten
Kilometer warten auf uns.
Nach genau 30 Minuten schlagen wir oben bei den Teufeln und Hexen an und
der Hexer ist auch dort um uns zu begrüßen.
Am Tierpark vorbei führt uns der Track auf dem Bergrücken zum
Pfeildenkmal und vom Großen Dammbachskopf, über einen schmalen
Felsentrail wieder komplett hinab zur Bode, nach Treseburg, dem ersten
VP nach 11 km. Das war schon mal ein Riesenspaß. Ich darf mich hier als
erster eintragen und wir füllen Wasser und Bananen nach.
Zu dritt folgen wir der Bode nach Altenbrak. In Altenbrak verlassen wir
den eigentlichen Hexenstieg und folgen einem Trail, wieder rauf auf ca.
55hm, die Südroute des Hexenstieges, in Richtung Hasselfelde. Das Wetter
ist zu diesem Zeitpunkt perfekt, ca. 20 Grad, die Sonne lacht und wir
genießen zu dritt diesen wunderschönen Trail mit seinem sanften
Wellenprofil. Stefan Helbig, der spätere Sieger, wird hier jedoch nur
von uns gebremst und er läuft ab hier allein weiter.

Nach 26 km führt der Track Dominik und mich durch Hasselfelde. In
Hasselfelde gibt es einen Selbsversorgungspunkt. Eine Tankstelle, in der
man sich Verpflegung kaufen kann, wenn man will. Dazu muss man den
Hexenstieg kurz verlassen. Wir beschließen das nicht zu tun und irren
laut lachend durch Hasselfelde und suchen den Ausgang aus diesem
verlassenen Ort. Kleine Anekdote: Von 3 angesprochenen Passanten kannten
2 noch nicht einmal den Wanderweg Hexenstieg der durch ihren Ort führt.
Die Hexenaufkleber an den Laternen helfen bei der Erklärung und lassen
uns den Weg auch ohne GPS finden.

Nach Hasselfelde soll der Weg zu den Ausläufern der Rappbodetalsperre
führen, nach unten. Wir haben wohl eine Abzweigung verpasst und laufen
auf einem Schotterstück bergauf. Oben angekommen folgt der Blick auf's
Gerät und ein kurzes Murren. Dann geht es quer durch den Wald, durch
Moor und von "nachhaltige Waldwirtschaft" geprägten Wald beragb bis
wieder auf den Hexenstieg, der plötzlich auftaucht. Auf einmal war er da.


Ein toller Trail führt uns oberhalb der Vorsperre der Rappbodetalsperre
um den Berghang. Am höchsten Punkt sitzen unsere zwei Top-Radsupporter
Katja und Olli und haben für uns Orangen und Äpfel aufgeschnitten. Einfach toll.
Nach einer kurzen Rast geht's bergab und über die kleine Staumauer,
durch einen tiefen dunklen Wald nach Königshütte.

Brücke über die Bode bei Königshütte




Königshütte ist noch verlassener als Hasselfelde aber am Ortsausgang
lohnt sich der kleine Aufstieg zu einem Wasserfall um dort den Kopf mal
unter fließendes Wasser zu halten.


Nicht mehr weit ist es zum Mandelholz. Ein kleiner Waldtrail führt uns
zu diesem VP, den wir nach den geplanten 5 Stunden auch erreichen. Die
drei Läufer, die uns bis hierher überholt haben, treffen wir hier bei
Suppe, Cola und Gummitieren. Nach ca. 37 km ohne VP war das hier
dringend nötig.
Schnell noch die Stirnlampe und die Weste für später aus dem Dropbag
kramen und dann laufen wir auch schon weiter.

Endlich donnert es und die angekündigten Gewitter ziehen auf. An der
kalten Bode führt der Track nach Elend. Ein Ort, der auch selbstironisch
sein kann, am Hexenstieg steht ein Schild mit der Aufschrift "Elend -
Einöde", das ist zutreffend.

Die Strecke von Elend nach Braunlage ist fast durchgehend ein wurzeliger
Trail. Direkt vor dem "Grenzübertritt" überholen wir die erste
Hexenstieglerin. Ich klopfe ihr auf die Schulter und beglückwünsche sie
zu dieser unglaublichen Leistung. Sie sieht aus, als wenn sie grad erst
los ist und ja, sie läuft auch auf diesem schweren Stück.
Endlich fängt es jetzt an zu regnen und die Jacke kommt aus dem Backpack
an die Luft. Der Regen wird schnell richtig kräftig und hört auch so
schnell nicht mehr auf. In Braunlage steht das Wasser auf der Straße
aber ist egal, lässt sich ja eh nicht ändern. Immerhin schneit es nicht.

Durch Braunlage auf dem Hexenstieg nach St. Andreasberg. Vorbei am
Rinderstall holen wir die nächsten Hexenstiegler ein. Der VP liegt auf
der Jordanshöhe in St. Andreasberg am Rehberg. Hier gibt es einfach
alles was man will. Vor allem auch Handynetz mit LTE :) ...Leider lese
ich dann, dass soeben Flo in Braunlage aufgehört hat, wegen
Magenproblemen. Ich schicke ihm ein Foto von meiner Verpflegung und
versuche ihn aufzumuntern bevor mich mein Teampartner schon wieder
hochscheucht.

Meine Tochter wäre sehr neidisch darauf :)

Von der Jordanshöhe führt der Track auf dem Rehberger Grabenweg mit ca.
1% Steigung über 7 km bis zum Oderteich. Sehr zermürbend, besonders im
Regen. Wir laufen jedoch locker durch.
 
Rehberger Grabenhaus


Am Oderteich wählen wir den Weg links und zwar direkt am Wasser entlang
bis zum Einstieg in den Märchenweg.
Der Märchenweg wird oft von Mountainbikern gesucht, allerdings kenne ich
persönlich nur Wenige, die ihn auch fahren können. So auch heute. Wir
überholen viele schiebende Bergfahrer. Nach einem Blick auf unsere
Startnummer müssen wir noch ein paar ungläubige Fragen beantworten und
lassen sie beeindruckt im Schlamm steckend zurück.

Auf dem Torfhaus steht das VP-Mobil und auch der Veranstalter. Der VP
besteht aus einem 5l-Eimer gerollten Kartoffelchips. Wollmernich...also
hoch zur Wolfswarte. Die wollen wir noch im Hellen fotografieren. Knappe
2km Felsen warten auf uns.
Ein fantastischer Blick von der Wolfswarte entschädigt für alle
Schmerzen. In den vielen kleinen Tälern liegt Nebel und zwischendrin
gucken die Bergspitzen raus.


Den Stempelpunkt hier oben hat man nach unten verlegt, an den Einstieg.
Wir machen also für den Veranstalter ein Selfie zur Beweisführung, dass
wir auch hier waren.
Wie war das noch: Auf die Startnummer setzen, den linken Arm anheben,
mit dem rechten zum Brocken zeigen, mit den linken Zeigezeh das vom
rechten Fuß gehaltene iPhone für das Selfie bedienen...Geschafft.

Zeigezehselfie vom Wurmberg


Ein langer Forstabstieg nach Altenau folgt. Hier ist wieder ein VP, am
Hotel Sachsenroß. Im Regen wollen wir einfach nur schnell weiter. Auch hier sind einige Leute für uns vor Ort. So auch Christiane und Patrick, die uns mit warmer Cola und dem Ruf nach einem Liegestützcontest begrüßen. Ich lehne ausnahmsweise mal ab. Nächstes mal wieder.
Es wird jetzt Zeit die Stirnlampe anzuwerfen, oder besser den Lupine Scheinwerfer.

Hinter Altenau beginnt der Nebel mit ca. 20m Sicht. Das ist auch gut so.
Die Strecke führt hier auf der alten Bahntrasse von Altenau nach
Clausthal. Ungefähr 7,5 km, immer geradeaus, immer leicht bergauf. Nach
vorsichtiger Berechnung brauchen wir dafür ca. 45 Minuten. Ich schaue
ca. alle 2 Minuten auf die Uhr aber die Zeit vergeht nicht. Nach 30
Minuten kommen wieder ein paar Hexenstiegler in Sicht. Dabei ist auch
Daniel. Er sieht gut aus, klingt jedoch völlig emotionslos während des
kurzen Gesprächs. Die Truppe wird kurz versucht zu motivieren und dann
geht's weiter., endlich von diesem Weg runter. Leider folgt dann
Clausthal und ein ewiges Stück Asphalt. Man spricht hier von der "Wand"
hoch zum VP und das ist es auch. Mit dem Auto schon eine echte Sauerei
aber laufen?...Kein Spaß.
Oben erwarten uns viele Bekannte, Schwedenfeuer und allerlei Leckereien bei Jens von Adrenalintours.
Jetzt ist es auch endlich kalt genug für die Weste.
Hier wird uns gesagt, dass die vor uns liegenden gerade 5 Minuten raus
sind. Egal. Jetzt ist Nahrungsaufnahme angesagt. Als jedoch der nächste
Tänzer eintrifft zieht es uns dann doch auf die Füße.

Großer Mann, großer Hund, großer VP, große Motivation


Dominiks Fuß geht es nicht gut, als wir loslaufen. Ich kündige ihm an,
ihn zu tragen, falls er irgendwelche komischen Gedanken hegt, so 14 km vor
dem Ziel an "unserem" Berg. Bevor das passiert, läuft er lieber von
allein irgendwie weiter.

Der Philosophenweg nach Osterode ist mein Hinterhof-Heimtrail. Von der
Kuckholzklippe bis hinunter nach Lerbach. 4Km wundervoller Laufgenuss.
Das fühlt sich auch nach 100 km noch gut an...irgendwie... Meine
Stirnlampe lässt den Wald eh in quasi Tageslicht erscheinen. Ein
weiterer Läufer hat sich zu uns gesellt und folgt vertrauensvoll der
Führung auf diesem Stück, ich kenne hier wirklich jeden Stein.
Die letzten 2 km Asphalt nur bergab bis nach Osterode zum Harzer Hof.
Kurz noch mit dem Scheinwerfer bei Hermann reingeleuchtet und
anscheinend auch geweckt, laufen wir nach 13 Stunden und 57 Minuten zu
dritt ins Ziel als Fünfte.
Die beiden Drittplatzierten vor uns sind 2 Minuten eher und der
Zweitplatzierte 5 Minuten vor uns reingelaufen. Für einen so langen Lauf
könnte man das schon ein Kopf an Kopf Rennen nennen. Gesehen haben wir
uns alle nicht. Der Sieger benötigte gute 12 Stunden und war wie zu
erwarten unser Begleiter Stefan von den ersten 25 km. Herzlichen
Glückwunsch hier noch einmal.

Der Zieleinlauf ist sehr unspektakulär und außer unseren Supportern steht
niemand draußen. Man trägt sich drinnen in die Liste ein und darf sich
dann ein Finishergetränk kaufen. In meinem Fall eine Traubenschorle 1 zu
1000, weil der Traubensaft dann auch alle ist ...Schade.
Die folgende Massage ist jedoch ein Traum. Die Schmerzen sind schlimmer
als die ca. 108 km laufen, die wir vorher erledigt hatten. Was so weh tut,
muss gut sein.

Die Siegerehrung am nächsten Tag um halb 9 ist toll. Man sieht endlich
alle ca. 100 Starter auf einem Haufen und wirklich jeder wird hier geehrt und nach vorn
gerufen um seine Urkunde abzuholen.

Würde ich es wieder tun? Ja, ich denke schon. Ich habe großen Respekt
vor allen Finishern dieses Laufes. Die Strecke hat es echt in sich und
mit "mal eben gemütlich nen 100er" hat das hier nix zu tun. Das sollte
an den Zielzeiten zu erkennen sein, die meisten Teilnehmer kamen
jenseits der 17 Stunden ins Ziel.
Unglaubliche Leistungen vollbrachten jedoch die Finisher des
Hexenstieges. Mir fehlen für diese mentale und körperliche Leistung
einfach die Wort deswegen sage ich hier nur: Respekt und Hut ab, für
jeden einzelnen von euch.


Mit meiner Ausrüstung hatte ich, insbesondere bei den Schuhen, eine
ausgezeichnete Wahl getroffen. Der ASICS Fuji Elite ist genau für dieses
Terrain hier gebaut und hat sich bereits zum zweiten Mal für mich als absolut
ultratauglich bewiesen.
Die komplette Ausrüstung hier noch einmal zum nachbauen:
-Viele viele Buffs
-ASICS Schlauchtuch (etwas dicker und toll in der Nacht bei kälteren
Temperaturen)
-SZIOLS X-Kross Brille
-Lupine Piko X4 Stirnlampe
-ASICS Inner Muscle Top Kurzarm (Test)
-ASICS Inner Muscle Top Langarm
-Armlinge von Saucony
-ASICS Fuji Packable Jacket (Test)
-ASICS Windstopper Speed Vest
-ASICS Fuji 2in1 Shorts (Test von Joyce)
-ASICS Calfs
-ASICS Marathon Socks
-ASICS Fuji Elite 2 (Test)
-Black Diamond Ultra Distance Poles
-Salomon SLAB Advanced Skin XT 12 Rucksack
-Garmin Oregon 450t

Ich weiß, ich bin noch einige Berichte schuldig, ich werde sie nachholen. Da kommt sicher noch ein bisschen was dieses Jahr, Versprochen :)
In der Zwischenzeit verkürzt euch die Wartezeit und schaut einmal auf unsere neue Homepage von Trailrunning-Harz , natürlich auch bei Facebook Trailrunning-Harz.

Dienstag, 11. Februar 2014

"Heimspiel", 11. Brocken-Challenge, 80km Winter-Wohltätigkeits-Ultralauf

Endlich mal ein Lauf vor der Haustür :) Bereits zum zweiten Mal ging ich zusammen  mit Dominik Singer an den Start dieses tollen Rennes. Nach unserem Debut als Team im Jahr 2013 hatten wir diesmal ausgemacht nicht zwingend zusammen zu laufen.

Ich war durch eine anklingende Erkältung nicht in topform und hatte beschlossen ausschließlich im Grundlagenausdauerbereich und pulskontrolliert zu laufen und sehr bewusst auf meinen Körper zu hören. Dominik hingegen wollte die 10:45 Stunden vom letzten Jahr nicht stehenlassen und gab dann einfach mal vom Start weg Gas.

Es ist der zweite Lauf in diesem Jahr, bei dem ich als ASICS Frontrunner (oder  FB ) an den Start gehen durfte.
Sozusagen die "Werkself" von des japanischen Sportartikelherstellers ASICS in Deutschland, auf dessen Zugehörigkeit ich mächtig stolz bin.
An der Ausstattung kann es auf jeden Fall jetzt nicht mehr liegen :)

Kleine Startplatzrache am Rande. Marcel, der mich überzeugt hatte hatte in England zu starten, wurde nun von mir überzeugt, am Brocken zu starten. Er fand das mäßig lustig bis zu dem Zeitpunkt an dem ich ihm offerierte, dass wir im Anschluss noch ca. 7,5 km bergab wandern müssen. Noch weniger lustig als diese Ankündigung fand er allerdings später das endgültige Erledigen dieser Aufgabe im Schneesturm nach immerhin über 80 km laufen.

Mit am Start waren 5 Mitglieder des Projektes Katjaś Eleven. Der Großteil der anderen Teammitglieder dieses Projekts war in der Orga zu finden. Schautś euch an.


Der Lauf ist ein Winter-Wohltätigkeits-Ultramarathon von Göttingen zum Brocken, mit 80km Länge, 1900 Höhenmeter und 52cm durchschnittlicher Schneehöhe in 11 Jahren.


Es war ein Jahr der Superlative. Es gab einen neuen Streckenrekord bei den Männern. Florian Reichert aus Göttingen finishte in 6:44 Stunden. Ebenso bei den Damen. Gabriele Kenkenberg aus Kriftel benötigte 8:35 Stunden. Die Gesamtzahl der Finisher war ebenfalls ein Rekord, 96.4% der Starter kamen auch ins Ziel. Insgesamt wurden bei dieser komplett spendenfinanzierten Veranstaltung nochmals 22.000 Euro an zusätzlichen Spenden durch Startgelder und sonstige Beiträge gesammelt.
Die Startplätze waren durch die Nationalparkverwaltung stark begrenzt und somit wurde schon die Anmeldung zum Wettkampf. 355 Bewerbungen auf einen der 150 Startplätze gingen ein. Dabei war gehaltvolle Prosa, Bilder, kleine Geschenke und vieles mehr.
Mein leicht veränderter Beitrag von Schillers "Die Glocke" wurde zu Schwarzes "Der Brocken" und fand wohl den Anklang der Jury.
Eine Auswahl der "Bewerbungsschreiben" (Seite 3 ist dann wohl Meine)


Wir Harzer waren auf jeden Fall unter den glücklichen Siegern dieser Verlosung und freuten uns bereits seit längerem auf diese einmalige Veranstaltung.


Schon das Streckenbriefing am Tag zuvor ist eine Veranstaltung für sich. Mit toller Verlosung und der wichtigen Einweisung in die Strecke, deren Boden- und vor allem der aktuellen Witterungsbedingungen.

Mittags sind wir noch einmal hochgefahren nach Oderbrück und haben einen Teil der Strecke Richtung Königskrug erlaufen. Natürlich haben wir vom Untergrund Bilder gemacht und diese auch veröffentlicht, damit sich jeder der Teilnehmer ein Bild von den dortigen Bedingungen machen konnte. Bei den vorherrschenden Temperaturen hätte man durchaus denken können mit kurzer Hose und Tennisschühchen auf die Strecke gehen zu können. Gab es doch in den Vorjahren immer geschlossene Schneedecke und oder zweistellige Minustemperaturen schon am Start.



Abgerundet wurde der Abend auf dem Göttinger Reinshof in den heiligen Hallen des Foodmasters und letztjährigen Siegers der BC Flash Frank Kleinsorg mit einer super Pasta Party und einem wirklich spannenden Vortrag von Thomas Ehmke und Michael Frenz über das englische Spine-Race.

Um 06.00 Uhr gingen wir 3 mit 162 anderen Startern am Göttinger Kehr auf die ca. 80 km lange Strecke.
Bis auf Ausnahmen war sie schnee- und eisfrei bis zum Verpflegungspunkt am Jagdkopf (km 53) im Steinaer Tal.

Ab dort war die Strecke bis ins Ziel durchgehend eis- und schneebedeckt. Es herrschte ein steifer kalter Wind. Bei den Untergrundbedingungen war es deutlich von Vorteil mit Spikes oder wenigstens Eisgrödeln, Yaktrax, zu laufen.


Der Start erfolgte unter dem Sternenhimmel und dieser wurde von 165 Stirnlampen und unzähligen Fackeln auf den ersten Kilometern der Strecke, über das Kerstlingeröder Feld, in ein mystisches Licht getaucht.

Den ersten VP in Landolfshausen erreichte ich noch im Dunkeln und genoss dort den ersten warmen Tee und geschnittene Bananen. (Und zugegeben um 06.48 Uhr morgens auch schon das erste kleine Stück Kuchen- er sah so lecker aus)


Es wartete ein bunter Sonnenaufgang über die Seulinger Warte und am Seeburger See vorbei. Der zweite VP befand sich in Rollshausen. Auch hier nur ein kurzer Stop und weiter in den Wald hinauf zur Tilly-Eiche. Das erste matschige Stück des Tages.

Über Rüdershausen ging es sodann zur Rhumequelle, dem 3. VP. Hier warteten wieder allerlei Köstlichkeiten und der Foodmaster persönlich auf die Läufer. Ich wollte mir ein Glas von einem köstlich aussehenden roten Saft (ohne Etikett) gönnen und bat Alexander Giebler um einen Schluck. Es war Rote-Beete-Saft, der die nächsten 20 km immer mal wieder mit dem oberen Ausgang kämpfte, kein schönes Gefühl. Das Stück Schokokuchen konnte den Geschmack auch nicht gänzlich entfernen.
Mit Frank und Dagmar (am Ende 2. Frau) von den Braunschweiger Friends for Life starte ich von hier wieder durch.

Die nächsten 12 km ging es stark profiliert auf den Marathon-VP in Barbis zu. Hier warteten frische Kleidung, Schuhe mit Spikes und Zitronentee auf mich. Ich gönnte mir und meinem Körper eine Pause auf der Heckklappe vom TIV und ließ einfach mal 20 Minuten alles an mir vorbeiziehen. Das tat sehr gut.

Eine kleine Anekdote am Rande ist immer mal wieder die Frage (besonders an diesem Punkt hier): "Geht es dir gut?". Tja, was soll ich sagen? Frag mich nicht, dann muß ich dich nicht anlügen? "NEIN, es geht mir nicht gut.". Alles tut grad weh, ich bin grad einen Marathon gelaufen, ich muß jetzt noch einen laufen, der Hals kratzt, mir ist ein bisschen kalt, es ist ungemütlich, ich will vor den Kamin oder in die Sauna und auf den Arm.
Aber genug geheult, umziehen und weiter.

Bergauf über den Lauterberger Flugplatz zur Wasserscheide und ins Steinaer Tal unterhalb des Stöbershais.

Hier, am Jagdkopf bei km 53, gibt es einen VP, der keiner ist. Hier komme ich mit zwei Läufern des Harzer Ultra Running Teams an. Dort sind unglaublich nette Damen, die uns dort einfach mal in den Arm genommen und mit Tee und Keksen gefüttert haben.

Von hier an wurde die Strecke deutlich schwieriger und wer Spikes oder Yaktrax hatte, konnte sich sehr glücklich schätzen. Alle anderen brauchten eine Menge davon.

Der VP Lausebuche bei km 63 ist für mich der Wendepunkt der Emotionen. Hier komme ich schon lachend an und freue mich einfach alle zu sehen. Ich weiß, dass es gleich geschafft ist und, dass ich die Strecke von hier aus locker in gut 3 Stunden wandern oder in unter 2 Stunden laufen könnte, egal was passiert.

Es gibt Erbsensuppe, veganen Käsekuchen und faire Gummitiere ohne Gelantine mit einer dicken Zuckerschicht.

Ich denke hier kurz über die 9 Stunden-Marke nach. Durch meine etwas zu lange Pause in Barbis habe ich mir das fast versaut aber bin durch das letzte Stück wieder in greifbarer Nähe. Mein Körper sagt: "Lass es und geniess es", das tue ich :)




Der nun folgende Trail ist ein vereister Sumpf und führt natürlich bergauf bis auf einen Forstweg im Nationalpark. Die BC-Beschilderung darf hier nicht mehr angebracht werden und man folgt jetzt immer der kürzesten Beschilderung zum nächsten VP-Punkt, in unserem Fall Königskrug.

Auch hier wieder kurze Pause, TBC (Tee, Banane, Cola) und weiter nach Oderbrück.

Auf dem Eis läuft es sich mit meinen nagelneuen ASICS Gel Fuji Setsu GTX wie auf Asphalt. Dieser Schuh hat Graphitspikes in der Sohle angebracht und die fressen sich in die Eisdecke. Es macht einfach Spaß und läuft dementsprechend.

Letzter VP ist in Oderbrück. Zeit für Kuchen. Es gibt Schoko-Apfel-Haselnusskuchen und Cola mit Tee gemischt. Von hinten kommt Björn Richter angelaufen und es ergibt sich einfach, dass wir den letzten Anstieg gemeinsam erlaufen. Begleitet werden wir von Marvin Running der dabei auch noch spannende Geschichten über die Typen hinter dem Sport und ihre Eindrücke hören will. Es ist eher wie ein entspanntes Sinnieren unter Freunden als ein Wettkampf bei dem man bereits 75km gelaufen ist. Die Zeit und die Strecke vergehen wie im Flug und da weder vor noch hinter uns jemand zu sehen ist, müssen wir uns auch nicht beeilen. Die 10 Stunden-Marke haben wir locker im Sack.


Wir laufen gemeinsam Arm in Arm ins Ziel und gleich durch zum Brockenstein für ein Foto.

Insgesamt erreichen 159 Teilnehmer das Ziel in der vorgegebenen Zeit von höchstens 14 Stunden. Ein Zielbanner konnte zum ersten Mal nicht aufgehängt werden, da der starke Sturm dies nicht zuließ. Statt eines Zielbanners warteten jedoch im Ziel die Helfer des Hospiz an der Lutter aus Göttingen, zeitgleich auch einer der größten Spendenempfänger dieser Veranstaltung.


Mit viel Emotion und unter Klatschen der Zuschauer und anderen Teilnehmer betritt man dann als Finisher den Goethesaal und geniesst einfach den Augenblick.


Trotz negativer Vorhersage blieb es durchgehend trocken bis ca. 15Uhr. Danach setzte starker Schneefall ein. Kombiniert mit dem heftigen Wind am Gipfel ergab das einen ausgewachsenen Schneesturm oberhalb 1000m, der auch noch bei der Rückwanderung anhielt.


Die meisten Teilnehmer fahren nach der Veranstaltung mit dem Bus zurück nach Göttingen. Dieser wartet in Schierke. Alle Teilnehmer müssen vom Brocken auch noch nach unten wandern. Niemand wird gefahren und auch die Bahn fährt nicht mehr.




15.00 Uhr

2 Std. später :)


Die Temperaturen lagen anfangs knapp im positiven Bereich, im Oberharz um den Gefrierpunkt, am Gipfel leicht darunter, bei jedoch ca. 90 km/h Wind erreicht man dort mit dem so genannten Windchill Temperaturen von ca. -15Grad. Celsius.
Ungefähr alle 10 km konnten sich die Teilnehmer mit Köstlichkeiten aus Naturkost stärken. Der Lauf ist für seine kulinarischen Besonderheiten und die gekennzeichnete vegane und naturbelassene Versorgung bekannt. Die Helfer an den Verpflegungspunkten leisteten ganze Arbeit bei der Versorgung der Teilnehmer. Das ging auch so weit, Teilnehmer einfach mal in den Arm zu nehmen, was nach 60km Eiswüste auch einmal sehr gut tut.

Dominik Singer wurde 25. mit einer tollen Zeit knapp unter 9 Stunden, Björn und ich wurden mit 09:34 als 57. gewertet. Auch Marcel, der Finisher, finishte natürlich in 10:36 unter den ersten 100. Die Platzierung ist nicht entscheidend, das Ankommen ist jedoch schon eine Auszeichnung.

Der größte Dank geht an alle Helfer dieses Rennens. Es ist für mich unvorstellbar über 6 oder mehr Stunden in diesem Wetter zu stehen nur um in ein paar Zitat "irre Gesichter" zu sehen. Danke.

Meinen Glückwunsch an alle Finisher. Meinen großen Respekt zolle ich jedoch vor allem denen, die diesen Lauf wegen gesundheitlicher Problematiken abbrechen mussten oder wegen anderer strukturellen Probleme gänzlich vom Start abgehalten wurden. Für euch und für alle anderen gilt:



Die nächste Brocken-Challenge findet am 14.02.2015 statt. Von Göttingen zum Brocken. Was für ein Spaß.
www.brocken-challenge.de



Für alle Interessierten hier noch die Ausrüstung:

Bis Barbis:
  • Schuh: ASICS Fuji Trabuco GTX (sehr steif, gutes Profil für alle Untergründe, wasserdicht und warm)
  • ASICS Marathon Sock (dünn, leicht, unterstützend)
  • Hose: ASICS Inner Muscle Compression Long Tight
  • Hose: ASICS Speed Windstopper Tight.
  • Oberbekl. ASICS Inner Muscle LS Top
  • Oberbekl. Ortovox Merino Comp. LS
  • Weste: ASICS Speed Windstopper Vest
  • ASICS Tube
  • ASICS Windstopper Beanie
  • ASICS Windstopper Gloves
  • Black Diamond Ultra Distance Pole
  • Rucksack Salomon SLAB Advanced Skin XT 12
Ab Barbis:
  • Schuh: ASICS Fuji Setsu GTX (steif, Spikes, wasserdicht und warm)
  • ASICS Marathon Sock (dünn, leicht, unterstützend)
  • Hose: ASICS Inner Muscle Compression Long Tight
  • Hose: ASICS Speed Windstopper Tight.
  • Oberbekl. ASICS Inner Muscle Half Zip Top
  • Oberbekl. ASICS Fuji Hoodie
  • Weste: ASICS Speed Windstopper Vest
  • ASICS Fuji Packable Jacket
  • ASICS Tube
  • ASICS Windstopper Beanie
  • ASICS Windstopper Gloves
  • Sziols XKross Brille
  • Black Diamond Ultra Distance Pole
  • Rucksack Salomon SLAB Advanced Skin XT 12 




Samstag, 1. Februar 2014

Tough Guy Race UK - Year of the great War Horse oder Lernen durch Schmerzen ;)

Es gilt als das härteste Hindernisrennen der Welt, das seit 1986 jährlich in der Nähe von Wolverhampton bei Birmingham stattfindet.
Also frage ich mich, warum ich dort nicht schon längst einmal teilgenommen habe. Immerhin laufe ich doch ExtremCross-Rennen, seit es diese in Deutschland gibt, seit 2007.
Ach ja. Dieses Rennen wurde von mir bislang immer verworfen mit den Gedanken: "Für lausige 12-15 km fliege ich doch nicht auf ńe Insel" und:" Ich habe keine Lust, dicke Engländer überholen zu müssen."
Darüber sprach ich bei einem Event 2013 mit meinem freakigen Freund Marcel, der dort 2013 schon gestartet war. Er grinste mich nur an und besorgte quasi ohne zu fragen einen Startplatz, zu dem ich niemals nicht hätte nein sagen konnte.

Es wurde also Zeit zur Mutter aller Hindernisläufe zu fahren, zum Tough Guy Race nach Wolverhampton, zum legendären Killing Field von Mr, Mouse.
Als frischgebackener ASICS Frontrunner war ich als einer von ca. 5000 Startern am Start.
 
Freitag in den Flieger nach Birmingham und nach einer Tortur mit dem englischen Schienennah- und -fernverkehr, ab ins vom Team organisierte Novotel.
Mit dem englischen Taxi und einem pakistanischen Taxifahrer dann zum feinsten Italiener Wolverhamptoms, wo das Team Getting Tough bereits am "Captains Table" von Teamcaptain Markus zusammensitzt.
So viele verrückte Typen auf einem Haufen ...Herrlich!

Kurze Schlafintervention mit meiner kuscheligen Begleitung Marcel und dann geht es am Samstag zur Streckenbesichtigung. Was soll ich sagen, ich bin überwältigt. Das Wetter ist wirklich sehr englisch, das Gelände unglaublich schlammig und es stinkt wie der Teufel...Hurra :)



Nach Pasta-Party vom Team direkt im Hotel und Ansprache vom Captain des GT-Teams, freu ich mich einfach nur noch endlich bald starten zu können.


Starten durfte ich im "Quweens Team". Das ist hinter der "Front Squad" und dem "Tough Guy Squad" die dritte Startreihe. Durch geschicktes Positionieren haben es Michael und ich jedoch geschafft, bis auf den Starthügel vorzudringen und dort sehr weit vorn starten zu können.

Auf den sogenannten Killing Fields gilt es jetzt auf einer Distanz von 15 Kilometern ca. 25 Hindernisse zu überwinden. Die Streckenlänge klingt zunächst nicht allzu herausfordernd, ich gebe jedoch zu bedenken, dass es solche Hindernisse, wie hier in England schon aus Sicherheitsgründen wohl nirgends in Deutschland jemals geben wird.
Auf einem ausgedienten Militärgelände der britischen Special Forces stehen riesige Hindernisse aus dicken und glitschigen Holzstämmen gebaut. Sie sind mit neuen und teilweise auch sehr alten Netzen und Seilen versehen. Dieses Gelände wird gepflegt und unterhalten vom Urvater aller Hindernisläufe, dem Begründer des Tough Guy Race, Mr. Mouse.


 Dieser Typ ist echt der Hammer. Im Schottenrock mit Hut und gezwirbeltem Schnurrbart gibt er den ebenfalls uniformierten Reitern das Zeichen, die Kanone in Stellung zu bringen und so für einen unglaublich lauten Startschuss zu sorgen. Direkt danach stürzen sich die Tausende von Läufern einen steilen Hügel hinab und brüllen sich die Seele aus dem Leib beim Start dieses einmaligen Rennens. Durch entzündete bunte Nebeltöpfe und Rauchschwaden von Feuern, begleitet von donnernden Kanonenschlägen.

Es geht sofort in knöcheltiefen Schlamm, der an dieser Stelle noch am wenigsten tief ist. Nach einem knappen Kilometer ist es mit dem Laufen dann auch schon vorbei und die ersten Kletterhindernisse aus rutschigem Holz sind zu überwinden.

Der Schlamm auf der Strecke wird mit jedem Schritt tiefer. Die ersten kleineren Wasserhindernisse lassen nicht lange auf sich warten. Das Wasser hat angenehme 3 Grad Celsius und ist in diesem Jahr somit wenigstens eisfrei. Im letzten Jahr noch hatten sich die Spitzenläufer ihren Weg durch das Eis brechen müssen.

Bei bestem englischen Wetter, 5 Grad Lufttemperatur mit eisigem Nordostwind, folgt die nächste Herausforderung mit den Rabbit Hills. Ein Steinbruch, der bergab nur rutschend und bergauf nur kletternd bewältigt werden kann. Unzählige Male geht es rauf und runter bis auch der Wille des Letzten fast gebrochen ist.

Nach einem kurzen Laufintervall durch tiefen Schlamm folgt der gleiche Spaß nun mit einem brusttiefen Wassergraben. Immer wieder rein und raus, was an den meisten Stellen ohne fremde Hilfe von anderen Teilnehmern kaum möglich ist.

Es folgt ein stetiges Auf und Ab, entweder kriechend unter Netzen oder kletternd über Holzhindernisse im Wechsel. Auch hier hört man auf zu zählen.
Eines der unangenehmsten Hindernisse ist eine 200m lange brusttiefe Wasserbahn, Hier geht man an der einen Seite eines Steges bis zum Ende hin und an der anderen zurück. Seinen Unterkörper nimmt man im 3 Grad kalten Wasser nicht mehr war. Er wird nur noch mechanisch nach vorn getrieben, aus dem Wasser heraus. Die Gesichter der entgegenkommenden Mitstreiter sprechen Bände des Schmerzes, meines wohl auch.


Danach wieder ein Springen und Ducken im Schlamm, bevor man an den nächsten Wasserparcour kommt. Hier wird entweder gehangelt oder balanciert, immer im Wechsel. Die Alternative heißt auch hier wieder Eiswasser.


Gespannter Stacheldraht der keinen Blick nach oben erlaubt, Tauchhindernisse in einer braunen Brühe, die die Bezeichnung Wasser sicher nicht mehr verdient hat, eingeebnete Reifenstapel mit Felsen, überall nur Schlamm und immer wieder kleine und größere Kletterhindernisse.



In einem unterirdischen Kriechgang, dem Torture Chamber, werden die Teilnehmer komplett im Dunkeln, in Rauch eingehüllt, durch Tunnel mit herabhängenden Baumstämmen und Stromdrähten geschickt. Alles im eisigen Schlamm. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt man durch mannsenge Röhren wieder an die Erdoberfläche um auf die letzten 3 großen Hindernisse zuzulaufen.



Selbst der Zieleinlauf führt noch einmal durch Eiswasser, einen schlammigen Hügel hinauf, eine Rutschbahn mit Stromdrähten wieder hinunter ins Wasser und einen Schlammberg wieder hinauf.
Oben steht Mr. Mouse´ rechte Hand Ingrid und brüllt jeden Teilnehmer an mit den Worten:


 "You are a real Tough Guy",

und genau so fühlt man sich auch.

Warum es "Year of the great War Horse" heißt, weiß ich jetzt auch...Ich fühle mich, als wäre ich ein brüllendes altes Schlachtross, das man soeben mit einem MedEvac aus einem Kriegsgebiet evakuiert hat...Irgendwie einfach unbesiegbar!


Wer hier dabei ist, hat keine Angst vor gar nichts mehr. Alle Teilnehmer unterzeichen vor dem Start eine sogenannte "Death Warranty", ihr Todesurteil.

Zu den Standardverletzungen gehören unter anderem Knochenbrüche, Platzwunden, Schnittverletzungen, Verbrennungen oder Kreislauf-Probleme.

Ich konnte über 99% der anderen Starter hinter mir lassen und erreichte als 45. in der Gesamtwertung das Ziel.
Starten durfte ich zusammen mit dem Spitzenteam "Getting Tough", welches auch den diesjährigen Sieger, Charles Franzke (21), stellte.

Insgesamt platzierten sich aus dem Team Getting Tough 15 Starter unter den Top 50 bei diesem internationalen Rennen.
Die Teamwertung ging damit zum 4. Mal in Folge an das Team Getting Tough.
Nächstes Jahr wird dieser Titel verteidigt und auch ich werde für den Harz wieder dabei sein.

Jetzt geht es erstmal wieder in die Vorbereitung für die Brocken Challenge, einen Winterultra, der am 08.02. von Göttingen zum Brocken führt. Hier treten wir dann wieder als das Team HarzRoxx komplett an.

Weitere Infos unter www.toughguy.co.uk www.facebook.com/harzroxx

Freitag, 26. Oktober 2012

22.Juni - Zugspitz Supertrail 2012

0500MESZ in Leutasch, grüner Raum, Bett 1. Die Sonne kommt hinter einem 2500er hervor und lacht mich an. Check, check, check...Alles Gut.
Ich rüttele den Typen im Nachbarbett wach und brülle ihm ein „Guten Morgen“ entgegen. Mit einem Blinzeln quittiert er: „O.k., du startest dann wohl, was?“...JA:-)
Heiße Dusche, Rucksack mit Pflichtausrüstung und allem anderen gepackt, Frühstück und ab geht’s. Alle ins TIV und wir fahren zum Start, der ebenfalls in Leutasch ist.


Da stehen noch 350 andere Verrückte. Einer nach dem anderen wird nach Pflichtausrüstung durchgecheckt und dann darf man den gesperrten Startbereich betreten. Nervosität steigt auf Level 11 von 10. Es läuft ACDC, wie bei jedem guten Lauf und ich beschließe: „Das wird ein guter Tag.“
Dominik und ich gehen sehr weit nach vorn. Ich kenne mich und meinen Körper sehr gut und bin mir über die möglichen Leistungen sehr bewusst. Ich denke, da genau gehören wir hin.


Punkt 09.00 Uhr folgt bei Hells Bells der Start und es geht los mit Highway to Hell. Na dann...los geht´s, die wilde Maus fährt ab, die nächste Fahrt geht rückwärts...Woohoo
Bis zum ersten Checkpoint bei km 11, laufen Dominik und ich ca. 15 Minuten hinter der Spitze. Sicher zu schnell. Gehen kommt nicht in Frage.
Dominik und ich werden von einem ca. 70-jährigen Läufer angesprochen, ob wir den Lauf Überleben wollen. Ja, wollen wir. Dann sollten wir es langsamer angehen lassen, er wisse wovon er spricht.
Mit einem Kopfnicken beschließen wir genau darauf zu hören und die Bergauf-Passagen in Zukunft zu gehen. Eine wirklich kluge Entscheidung, die mich durch den Tag bringt. Wir rennen mit dem alten Mann einen Wurzelpfad entlang. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Es dauert echt lange bis wir ihn abgehängt haben. Wenn ich 70 bin will ich genau so fit sein.

Das Wetter ist einfach ein Traum, besser geht es nicht. Das sieht man auch den Gesichtern der Teilnehmer an. Alle haben ein Lachen auf dem Gesicht und ich führe so viele positive Gespräche. Ich habe ja Zeit. Mein Ziel ist immer noch Überleben....und...naja...ICH WERDE IM HELLEN ANKOMMEN!

Der erste richtige Berg liegt vor uns. Eine weibliche Trailgams hat uns bergab so gnadenlos stehenlassen, jetzt arbeiten wir uns wieder ran, es lohnt sich. Der Weg wird irgendwie immer steiler. Rechts und links stehen uns Kühe im Weg. Meine Tochter würde sich hier so wohl fühlen. Das erste Mal kommt eine tiefe Emotion hoch also fange ich wieder an zu laufen.
Es wird noch steiler und ich merke, dass Dominik sein 24 Stunden Lauf von München noch in den Knochen steckt. Ich renne hinter ihm und fummele nebenbei schonmal den Ipod aus der Tasche. Kopfhörer rein und an ihm vorbei.
"Ich warte oben", brülle ich noch und drücke auf Play. Es läuft ACDC, Shoot to Thrill...Ahhhhhhhh......violettes Brikett...auf Geröll und Schotter geht es in Serpentinen auf den höchsten Punkt der Strecke. Es ist kalt, feucht, neblig und einfach geil...Brüllen, Foto, kurz warten, nochmal Brüllen, noch ein Foto und Sven und Dominik sind da.




Ich lasse sie bergab schon mal vorlaufen und genieße den Moment da oben ganz allein. Nach ein paar Minuten wird mir kalt und ich kann die anderen kaum noch sehen.
Flamme an! Ipod lauter! Bergab. Nach kurzer Zeit laufe ich auf die Gruppe mit Sven und Dominik auf. An einem Schneefeld sind sie mir irgendwie alle gerade im Weg. Kleiner Sprung und links vorbei über ein Geröllfeld und dann ist die Bahn frei.
"Ich warte unten", umgedreht habe ich mich nicht mehr, Bergablaufrausch. Schneefelder, Geröll und Schlamm. Ein grimmiger Trailrunner will mich nicht vorbeilassen. Ich warte auf den passenden Stein und springe an ihm mit einem lauten "Woohoohoohoooo" vorbei. Der Mann kann ja doch lachen:-) und er bleibt dran.
Auf dem Boden stehen auf einmal rechts und links Kameras. Also wieder springen und schreien. Hat das Spaß gemacht.



An ein Schlammfeld erinnere ich mich besonders. Der Schuhsohleneindruck von ca. 100 Salomon Speedcross 2 und 3 hat sich von oben nach unten quer, ca. 10m lang, in den Schlamm eingedrückt. Wo ist der Fotograf von Salomon. Ein geileres Werbebild kann ich mir nicht vorstellen. Der Schlammhang ist seitlich und steil. Von den 700 Läufern die hier durchmüssen haben sich sicher 99% auf den A.... gelegt. Ich war dabei.
Als es wieder sehr steil und trailig wird kommt mir der Chefredakteur und Herausgeber vom Trail-Magazin entgegen. Denis läuft natürlich bergauf. Bergab kann der sicher gar nicht. Wir schlagen ein, er wünscht mir Spaß und Erfolg und ich renne noch aufgekratzter die steilen Serpentinen bergab.
Unten erwartet mich eine Foodstation. Es gibt Kuchen, Suppe, Chilli mit Nudeln, Riegel, Früchte und High5Nutrition. Alles geht in meinen Körper rein.
Status: Unbesiegbar!


Nach ca. 20 Minuten Pause, in der ich gefühlt nur gegessen habe, laufe ich wieder los. Die anderen sind noch nicht da.
Jetzt rächt sich die Fressattacke an der Foodstation. Die einzige Gerade auf der ganzen Strecke. Ca. 8 km lang. Hälfte Forststraße, Hälfte Straße. Hier kann man richtig Zeit gutmachen. Ich nicht. Ich schleppe mich mit Kohlenhydratkoma durch das Leutaschtal zur Geisterklamm. Die Geisterklamm kann ich nicht genießen. Sicher ist die echt schön aber ich fühle mich absolut im Keller und quäle mich über den Asphalt.
Hinter der Geisterklamm ist die Foodstation km 35. Hey...über die Hälfte ist geschafft, ab jetzt geht es rückwärts...Viel wichtiger: Die Foodstation ist lila und hat Milka Aufdruck...SCHOKOLADE, KUCHEN, RIEGEL...ich weiß leider erst heute warum es mir an dem Punkt so schlecht ging, also habe ich mal wieder gegessen bis nichts mehr ging. War ja auch lecker.
Direkt im Anschluss folgt ein mächtiger Anstieg. Stöcke raus und los geht´s. Neben mir schleppen sich Läufer ohne Stöcke auf den Knien nach oben. Das sieht echt nach Qual aus. Mir geht´s anscheinend doch noch besser als den meisten hier. Das gibt Auftrieb und bringt mich nach oben.
Über Forstwege von Foodstation zu Foodstation. Zwischendrin lerne ich ein paar echt nette Leute kennen. Besonders hervorheben möchte ich hier Steve. Auch ein Trailrunner mit eigenem Internetblog
 - nebenbei mal Danke an dich, du bist einer der zwei Monsterblogger die mich endgültig hierzu gebracht haben. Einfach schön zu lesen und bedingungslos zu empfehlen www.uptothetop.de 

Nach Verlassen der Marathondistanz kommen immer mal wieder mächtig Emotionen in mir hoch. Ich kann die Alpspitze sehen und ich laufe straight auf die grün/graue Wand vor mir zu.
Dann kommt der Anstieg. Trail, Bäume, Serpentinen, Laufen nahezu unmöglich. Ich kämpfe mich in 15 Minuten Etappen den Berg im Wald hoch. Meine Pausen animieren auch andere einfach mal anzuhalten. Toll ist, wenn 3 Trailer ihre Höhenmeterangaben vergleichen. 3 Leute, 6 Anzeigen, 6 verschiedene Angaben. Hinterher der Spruch:"Ach Scheiß doch drauf, wir müssen ja eh hoch!" Auffi...
Von oben höre ich meinen Namen. Ich krieche gerade unter zwei Baumstämmen durch. Da, schon wieder ein Ruf...diesmal mit dem üblichen "Woohoo" hinterher. Brockenbahn gibt es hier nicht also bleibt nur noch eine Möglichkeit. Ja, Thorsten wartet im Hang zwischen ein paar Bäumen. Mit ihm gemeinsam laufe ich die letzten Meter diesen Trail hoch und sehe für das Gipfelfoto an der Foodstation wieder einigermaßen passabel aus. Ca. 18 km noch. Diese Foodstation muss ich noch einmal anlaufen. Jetzt geht es rauf und um die Alpspitze und dann sind es nur noch 12 von hier aus.

Foodstop VOR der Alpspitze

Rauf

Oben

Abwärts

Endlich wieder essen, nanu - hier war ich doch schonmal

Für diese knapp 6 km brauchen wir, inklusive 2 Pausen fast 2 Stunden. Ich hätte mich nicht hinlegen, zudecken und dabei vollfressen sollen. Es muss weitergehen. Wieder essen und jetzt geht´s bergab.
Ich kann nicht mehr reden. Der Ipod dröhnt irre laut aber ich will nix hören. Ich tanze den Trail nach unten. Voll aufgekratzt. Ich will auch nicht mehr telefonieren oder Fotos machen. Ich will einfach nur weiter. Steve rennt an mir vorbei und brüllt sich bergab.
Ein Fotograf! Stephan vom Trail-Magazin. Na, der ist hier auch bergauf gelaufen und genießt den langsamen Sonnenuntergang.



In einem letzten Aufbäumen sage ich es diesmal laut:"ICH WERDE IM HELLEN ANKOMMEN!" Das hatte ich morgens schon so beschlossen als ich die Stirnlampe nach ganz unten unter die komplette Pflichtausrüstung gesteckt habe. Mit dieser Manifestation nach außen setze ich mich einfach mal ein bisschen unter Druck-kann nie schaden...Check...Im Hellen ankommen.
Überall in den Bergen sind kleine Feuer mittlerweile an. Hier sitzt die Bergwacht und feiert "Zugspitze in Flammen"...das ganze Bild kann ich erst später von unten sehen, einfach schön. Die Jungs sind superfreundlich und lachen sich tot wenn ich ihnen zurufe, dass ich es im Hellen schaffe aber ich trotzdem dankbar bin, dass sie da sind.

Ab und an soll ich gemurmelt haben:"Wenn ich das Noch5km-Schild sehe dann beiße ich rein!"...Das Schild kommt, der Gedanke bahnt sich seinen Weg zur Handlung und wird ausgeführt.



Ein letzter steiler Abstieg und dann kenne ich die Strecke vom Vorabend. Höchstens noch 2 km. Ich hole nochmal alles aus meinem Körper raus. Das fühlt sich nicht mehr nach viel an aber das täuscht wohl.

Ach ja, es ist noch hell:-).

Raus aus dem Wald und rauf auf die Straße in Richtung Zivilisation.
Die ersten Häuser und auch die ersten Menschen. Alle sitzen in ihren Gärten und freuen sich über uns.
Das Lachen ist eingemeißelt und ich bin völlig überwältigt von allem hier. Kinder an der Straße die ihre Hände ausstrecken. Natürlich klatsche ich ab. Der Weg ist mit Teelichtern in Einmachgläsern markiert und führt in die Arena.

Es ist immer noch hell.

Letzte Kurve, das Ziel und DURCH mit einer Rolle...Woohoohoohoooo...Der Fotograf lacht sich kaputt und der "Detlef" der ein Matze ist wird nach 12:11:15 gefeiert.
Hinter mir kommt der zweite Ultratrailer ins Ziel. Ein gemeinsames Foto und dann muss ich einfach erstmal weinen....kann auch sein, dass ich das schon die ganze Zeit gemacht habe;-)...

Im Ziel steht Verpflegung. Ein Becher voll Blaubeerjoghurt wird von mir mit einem halben Becher salzigen Nüssen verfeinert und dazu gibt es heiße Suppe. Jetzt darf die Sonne untergehen und das macht sie auch.
Ich bin monsterglücklich aber auch total leer und voll zugleich.

Ach ja...Ich hatte ja Freitag Abend in einem Anfall von Größenwahn schon einen Termin zur Massage gemacht. 20.00 Uhr habe ich zwar nicht eingehalten aber ich geh einfach mal fragen. Bei 70km Fußweg bis zur Massagepraxis kann man sich ja wohl mal um ´ne Stunde verschätzen, oder?
Die Mädels erkennen mich wieder und nehmen mich sofort auf die Liege. Dann werde ich vom Outdoor-Physio-Team hervorragend massiert. Im Anschluss machen wir gleich noch ein paar Werbefotos mit einem Back-Foam-Roller für ihre Homepage. Toll:-)

Thorsten hat in der Zwischenzeit ein Bier besorgt und wir wollen Pizza essen...Ich will, Ich will, Ich will...aber wir wollen auch auf die anderen warten. Die sind noch nicht da. Die heiße Dusche lässt mich irgendwie gar nicht wieder raus. Bei jeder Bewegung schmerzt der ganze Körper. Ein genauer Punkt lässt sich nicht definieren. Alles ist Schmerz. Insbesondere die riesige Blase unter meinem rechten Fuß. Ich hatte bergab das Gefühl, dass Blut aus meinem Schuh laufen müsste. Ich habe mich ab und an umgedreht um zu schauen ob ich Spuren hinterlasse. Den Schmerz hatte ich allerdings wohl irgendwie verdrängt.

Als Dominik und Sven ca. 2 Stunden nach mir ins Ziel laufen, haben die Pizzerien leider alle schon zu. Das Bier habe ich immer noch nicht geschafft. Die Nahrungsauswahl auf dem Gelände ist nicht besonders groß. Thorsten und ich fahren nach Garmisch zum schottischstämmigen Amerikaner. Ich kriege jedoch kaum etwas runter. Ich will einfach nur liegen.
Bei unserer Rückkehr trifft auch Thorsten Waldmann ein. Auch er ist noch im 17 Stunden Zeitlimit des Veranstalters geblieben.

Zugspitze in Flammen...so sah das Ganze dann von unten aus...Traumhaft


Wir sind uns alle einig, dass das erstmal nicht zu toppen sein wird. Nächstes Jahr ganz sicher wieder. Insgeheim habe ich mich für 2013 allerdings schon mit der Ultrastrecke auseinandergesetzt. Ich will so einen Rucksack und das rote Shirt und das bekomme ich auch. Ich bin mir sicher, dass es unheimlich hart wird und die Nummer mit dem "Im Hellen ankommen" ist da auch sehr fraglich. Egal. Der Start ist ziemlich sicher.

Downhill, schneller als das Licht


Ein großartiger Tag!
Danke Mr. T.
Den Gipfel bildete dann das Werbevideo des Veranstalters wo ich mit Thorsten beim Downhill imSonnenuntergang und beim Abklatschen mit den Kids bei ca. 1:22 zu sehen bin. Die Szene wäre mir ganz sicher auch ohne das Video im Gedächtnis geblieben. Einfach toll.
Achtung! Das Ansehen des Videos beinhaltet die große Gefahr von Nachahmungswut!

Veranstaltungsvideo Zugspitz Ultratrail 2012

Mit sportlichen Grüßen, Euer Matze