Mittwoch, 28. Mai 2014

Elm Supertrail, 72km im Run&Bike-Modus - Auch die Nachbarn haben es schön


72km Ultramarathon Elm Supertrail, diesmal im „Run&Bike“
Auch die „Nachbarn“ haben es schön.

Der Elm. Ein mir völlig unbekannter Höhenzug nördlich des Harzes. Keine 100km entfernt. Der schönste Laubwaldhöhenzug Norddeutschlands?
Bei dem bereits zum zweiten Mal ausgetragenen Elm Supertrail durfte man diesen einmal komplett umrunden. Die gesamte Strecke ist 72km lang und mit knapp 1200 Höhenmetern sehr gut laufbar.
Das zu laufen macht sicher sehr viel Spaß, allerdings lockte uns dabei ein Teamwettkampf, der „Run&Bike“. D.h. ein Teilnehmer startet auf dem Rad und einer läuft. Gewechselt werden darf so oft man will, hauptsache man bleibt zusammen und übergibt das Rad sauber. Das war doch genau unser Ding.

Der Tag erwacht völlig wolkenlos und wir treten die Anreise über den Harz an. Schon ein komisches Gefühl bei so einem tollen Wetter, bei dem man den Brockengipel sehen kann, daran vorbei zu fahren und auf der Nordseite wieder herunter zu fahren. Wir können jetzt den Elm schon sehen, wie er sich grün aus der flachen Landschaft schält. Einmal mittendurch zum Startort zur Burg Warberg.
Schon beim Einfahren auf den Parkplatz werden wir von bekannten Gesichtern begrüßt. Vor allem schaut man verdutzt auf das mitgeführte Mountainbike am Heckträger. „Was habt ihr denn vor?, Ist einer von euch verletzt?“ „Nein, wir haben Bock auf Bike.“ :)

Bilderbuchwetter mit Bilderbuchkulisse im Hintergrund


Der Startort ist ein Traum. Die Burg Warberg im Landkreis Helmstedt. Im Burghof erfolgt das Briefing durch den Veranstalter, die Friends for Life aus Braunschweig. Unser blau-gelbes ASICS-Outfit ist mit den Vereinsfarben des Gastgebers der Hingucker und findet wohlwollend Anerkennung.

Um Punkt 9 Uhr ertönt die Startfanfare eines Burgwächters und ca. 100 Ultraläufer und 30 Run&Biker machen sich auf den Weg zum Wald, dem Elm.
Unsere Renntaktik sieht in diesem Moment noch vor, ca. alle 30 Minuten zu wechseln. Das sollte kein Problem sein, dachten wir uns so. Schon Sun Tzu sagt allerdings, dass der beste Plan nur so lange Bestand hat bis die Schlacht begonnen hat.
Dominik startet absprachegemäß als Läufer von ganz vorn und ich fahre in aller Ruhe hinterher, unterhalte mich mit vielen bekannten Läufern und auch einigen mir bekannten Bikern, ich habe es ja nicht so eilig. Nach den nächsten 2 km Singletrails muss ich jedoch voll durchstarten um meinen Teampartner noch zu kriegen. Der hat sich ganz vorn eingeordnet und somit war mein erster Bikebergsprint und MTB-Downhill gesichert.
Bei Dominik angekommen macht er mir schon jetzt deutlich, dass wir die Wechselzeiten lieber verkürzen sollten, und zwar auf !!JETZT!!! Also Wechsel von Helm und Bike nach gut 20 Minuten. Dann geht es für mich auf die Laufrunde. 
Das führende Team, direkt vor uns, legt ein mörderisches Tempo vor. Pace 3:30 bergab und 4:15 bergan waren schon mal eine Hausnummer, die es zu halten gilt. 
Der 20-minütige Wechsel erschien bei diesem Tempo noch zu lang und daher verkürzen wir auch diese Zeit noch.
Der Start auf dem Bike...gaaaaanz hinten


Die Strecke ist mäßig profiliert und führt uns zunächst nach Westen am Waldrand entlang. 
Der Westwind sorgt zwar für die nötige Abkühlung, ist, insbesondere auf den langen baumlosen Passagen, jedoch auch ein echtes Hindernis.

Team 3 und 4 liefern sich bis zum Halbmarathon hinter uns ein heißes Wechselrennen und kommen so auch immer näher an uns heran. Dazwischen der erste Ultraläufer, den wir mit unseren Rennscharmützeln sicherlich in den Wahnsinn treiben. Aber er lächelt trotzdem.

Ist das Biken zunächst zum Ausruhen der Beine gut, wird es jedoch im weiteren Verlauf des Rennens auch zur echten Anstrengung. Bergan läuft man teilweise schneller als ein Mountainbiker fährt. Wenn man dann noch am Verpflegungspunkt die Flaschen und Nahrung auffüllt, ist das Heranfahren an den Läufer ein mittelschweres Problem.

Team 3 Und 4 ziehen auf einem stupiden Flachstück (Radweg) an uns vorbei und wir können so auch ihre Wechseltaktik beobachten. Die wechseln irgendwie viel schneller als wir und außerdem ist bei uns beiden bereits jeglicher Dampf aus der Muskulatur. Völlig verbraten auf den ersten 25km. Verheizt - egal, wir machen das hier zur Not gemütlich zu Ende (wobei sich schon nichts mehr gemütlich anfühlt).

Immer mal wieder kommt ein Singletrail zum Laufen mit ins Spiel. Hier weicht jeglicher Verdruss einfach der Freude hier laufen und/oder fahren zu dürfen. 
Mit sehr viel Spaß geht es mittlerweile in nördlicher und dann östlicher Richtung durch den Laubwald. Die Strecke ist am Boden mit riesigen weißen Pfeilen immer toll markiert.

Nach dem VP bei km 36 verpassen wir wohl in völliger Euphorie und ziemlich allein auf der Strecke eine Abzweigung. Wir bleiben also, trotz fehlender Pfeile, auf dem Hauptweg. Dieser führt uns einen ca. 1,5km langen Anstieg bis zu einer Bundesstraße auf dem Kamm nach oben. 
Der Berg ist so zermürbend wie ich es selten erlebt habe. Ungefähr einen Marathon in 3 Stunden-Tempo in den Knochen und dann dieser schnurgerade, ca. 8-10%ige Anstieg. Auf der Hälfte wechseln wir noch einmal aber das hat auch nichts gebracht. Oben angekommen, stellen wir beide fest, dass es bei diesem Lauf keine Bundesstraßenüberquerung ohne Absicherung geben würde und wir hier also FALSCH sein müssen. Den Berg ergo wieder runter und nach der Abzweigung suchen.
Unten zwar auch kein Pfeil aber zumindest der Waldrand. An dem sind wir dann auch gelaufen, also ab nach links. Ein toller Singletrail über mehrere Kilometer. Leider nicht der offizielle Weg aber der muss ja hier irgendwo sein.

Auf einer Anhöhe sitzen zwei Passanten, die wir nach Mountainbikern und Läufern fragen. Als wir ihnen erklären, dass hier ca. 150 Leute den Elm umrunden, haben die uns irgendwie komisch angesehen und das Gespräch für beendet erklärt. Egal, weiter, nächster toller Waldrandsingletrail mit Blick auf den Harz.
In einiger Entfernung taucht vor uns ein Rettungswagen auf. Das ist der VP. Wir sind wieder auf dem Track. 
Der führende Läufer kommt uns entgegen, der war bis dahin immer kurz hinter uns, wir sind also auch immer noch korrekt platziert.

Wieder einmal ein Wurzeltrail im Wald, superschön. 25K to go. Der Sattel und das anfangs zu hohe Tempo machen uns jetzt deutlich zu schaffen. Während ich Dominik die Krämpfe aus dem Bein massierte, überholt uns der spätere Sieger Patrick von Amsberg. Wir können auch den Führungswechsel live beobachten. Er sah so locker aus, der musste das rocken! Kurze Zeit später überholen dann auch wir.

Dominik ist wieder fit und läuft von hinten an Patrick ran. Hierbei hat er sich wirklich verausgabt. Es folgte ein Singletraildownhill, der dann genau für mich zum Laufen gemacht ist. Abklatschen mit Patrick, gegenseitig noch mal motivieren und dann mit Vollgas los und an ihm vorbei.

Nach Schöppenstedt hinein macht die Strecke eine Schleife durch den Ort. Runter macht das noch Spaß, hoch eher weniger. Wir haben so auf jeden Fall Gelegenheit, dass vor uns liegende Team noch einmal zu sehen. Die laufen leider schon wieder raus aus dem Ort. Unten im Burghof ist noch einmal ein VP und auch der letzte Wechselpunkt für die ebenfalls mit uns gleichzeitig rennenden Staffelläufer. Kurz vor dem VP werden wir durch die erste Staffel eingeholt. Der VP führt in einem Rundkurs über einen Markplatz. Mit Moderator, Bühne und allem drum und dran. Toll und laut und das 7 km vor dem Ziel. Jetzt muss es aber.

Beim Herauflaufen zum Elm kommt uns das hinter uns liegende Team entgegen. Wir haben an diesem Punkt 8 Minuten nach vorn und ca. 5 nach hinten Luft. Die Beine fühlen sich zwar alles andere als frisch an aber der Ehrgeiz ist durch das Sehen der Teams wieder geweckt.
Wir geben also einfach mal Alles. Die letzten 7 km sind noch einmal eine echte Herausforderung. Wir wechseln ca. alle 1 – 1,5 km und rennen und fuhren wie die Teufel. Die Strecke ist schmal, teils schlammig und trailig und es geht fast immer bergab. Radfahren ist hier fast gefährlicher als Laufen. Schade, dass wir diese Wechseltaktik nicht von Anfang an so gewählt haben, aber egal. Auf der rechten Seite taucht die Burg Warberg aus dem Wald auf und die Umrundung des Elm ist beendet. Wieder auf den Einstiegstrail und direkt durch das Tor in den Burghof. Die Zuschauer feiern uns als hätten wir gewonnen und wir fühlen uns großartig. Wir schieben das Rad laufend durchs Ziel und haben den Elm Supertrail „Run&Bike“ gefinisht.

Das Tagesziel, unter dem Streckenrekord von Franky „Flash“ K. , 05:40:00 , zu bleiben, haben wir erreicht. Auf das Team auf Platz 3 haben wir noch 5 Minuten gut gemacht auf den letzten Kilometern aber es hat halt nur für Blech (Platz 4) gereicht.
Done!
 

Am Material hat es sicher nicht gelegen, das war Dank Steffen Hercher von den Bad Bikers MTB e.V. einfach perfekt. Das 29er KTM Hardtail Teambike vom Harzbikehaus hat beste Dienste geleistet. Danke für die Unterstützung.
Über den 60g Sattel ( oder besser: das sattelförmige Carbonplatten-T-Stück oberhalb der Sattelstange ) möchte ich an dieser Stelle nur sagen:“Wo Schmerz ist, ist noch Leben. Oh ja, wir leben.“

Eigentlich bekommen nur die Ultraläufer eine Medaille aber hier kommt wieder unser Outfit ins Spiel. Dem Gastgeber angepasst in blauer Hose und gelbem Shirt, bekommen wir durch den Veranstalter die "blau-gelbe Medaille der Herzen" übergeben.

Mein Fazit zur Strecke:
Auch die Nachbarn haben es schön, habe ich oben geschrieben, und das trifft voll zu. 
Eine wirklich tolle und abwechslungsreiche Strecke mit allen Untergründen. 
Ein überraschend hoher Trailanteil, die tolle Verpflegung, die familiäre Atmosphäre, das tolle Ambiente der Burg und natürlich das perfekte Wetter machten diese Veranstaltung zu etwas wirklich besonderem. 
Der Kurs ist schnell und ich bin mir sicher, dass ich noch einmal herkommen werde. Diesmal dann vielleicht auch ohne Bike :).

Eine letzte Anmerkung zur medizinischen Versorgung und Absicherung. Ich habe es selten erlebt, dass ein Lauf so gut abgesichert war. Bei manchem Extremcrosslauf gibt es deutlich weniger Sani's auf der Strecke und da hat man es bei weitem nötiger als hier. Wenn mir bei irgendeinem Lauf jemals etwas ernsthaftes passieren sollte, dann bitte beim EST. 
Chapeau an den Veranstalter und natürlich auch an die vielen tollen Helfer an der Strecke und im Hintergrund.

Aschu vom ASFM Göttingen hat bereits einen Bericht zum Ultralauf EST als Läufer verfasst. Den findet ihr hier. Der Einlauf. 
Auch Maren war in der Zwischenzeit aktiv. Ihren "irren" Blog findet ihr hier. Irrenlauf.

Das Material war einmal wieder perfekt und daher möchte ich es hier auch noch einmal kurz aufstellen.
Danke an ASICS, Sziols Sportsglasses, das Sportcenter Ringmann in Osterode und natürlich noch einmal an die Bad Bikers.

Die komplette Ausrüstung hier noch einmal zum nachbauen:
-diesmal nur 1 Buff (UV) und 1 Stirnband
-SZIOLS X-Kross 2
-ASICS Inner Muscle Top Kurzarm
-ASICS Fuji 2in1 Shorts
-ASICS Calfs
-ASICS Marathon Socks
-ASICS Fuji Elite 2
-Salomon SLAB Advanced Skin XT 12 Rucksack
-MTB KTM Myroon 2.29 ( mit der schmerzhaften 60g Carbonplatte die sich Sattel nennen soll )

Jetzt geht es mit großen Schritten auf die diesjährigen Highlights zu. Seid gespannt.