Dienstag, 11. Februar 2014

"Heimspiel", 11. Brocken-Challenge, 80km Winter-Wohltätigkeits-Ultralauf

Endlich mal ein Lauf vor der Haustür :) Bereits zum zweiten Mal ging ich zusammen  mit Dominik Singer an den Start dieses tollen Rennes. Nach unserem Debut als Team im Jahr 2013 hatten wir diesmal ausgemacht nicht zwingend zusammen zu laufen.

Ich war durch eine anklingende Erkältung nicht in topform und hatte beschlossen ausschließlich im Grundlagenausdauerbereich und pulskontrolliert zu laufen und sehr bewusst auf meinen Körper zu hören. Dominik hingegen wollte die 10:45 Stunden vom letzten Jahr nicht stehenlassen und gab dann einfach mal vom Start weg Gas.

Es ist der zweite Lauf in diesem Jahr, bei dem ich als ASICS Frontrunner (oder  FB ) an den Start gehen durfte.
Sozusagen die "Werkself" von des japanischen Sportartikelherstellers ASICS in Deutschland, auf dessen Zugehörigkeit ich mächtig stolz bin.
An der Ausstattung kann es auf jeden Fall jetzt nicht mehr liegen :)

Kleine Startplatzrache am Rande. Marcel, der mich überzeugt hatte hatte in England zu starten, wurde nun von mir überzeugt, am Brocken zu starten. Er fand das mäßig lustig bis zu dem Zeitpunkt an dem ich ihm offerierte, dass wir im Anschluss noch ca. 7,5 km bergab wandern müssen. Noch weniger lustig als diese Ankündigung fand er allerdings später das endgültige Erledigen dieser Aufgabe im Schneesturm nach immerhin über 80 km laufen.

Mit am Start waren 5 Mitglieder des Projektes Katjaś Eleven. Der Großteil der anderen Teammitglieder dieses Projekts war in der Orga zu finden. Schautś euch an.


Der Lauf ist ein Winter-Wohltätigkeits-Ultramarathon von Göttingen zum Brocken, mit 80km Länge, 1900 Höhenmeter und 52cm durchschnittlicher Schneehöhe in 11 Jahren.


Es war ein Jahr der Superlative. Es gab einen neuen Streckenrekord bei den Männern. Florian Reichert aus Göttingen finishte in 6:44 Stunden. Ebenso bei den Damen. Gabriele Kenkenberg aus Kriftel benötigte 8:35 Stunden. Die Gesamtzahl der Finisher war ebenfalls ein Rekord, 96.4% der Starter kamen auch ins Ziel. Insgesamt wurden bei dieser komplett spendenfinanzierten Veranstaltung nochmals 22.000 Euro an zusätzlichen Spenden durch Startgelder und sonstige Beiträge gesammelt.
Die Startplätze waren durch die Nationalparkverwaltung stark begrenzt und somit wurde schon die Anmeldung zum Wettkampf. 355 Bewerbungen auf einen der 150 Startplätze gingen ein. Dabei war gehaltvolle Prosa, Bilder, kleine Geschenke und vieles mehr.
Mein leicht veränderter Beitrag von Schillers "Die Glocke" wurde zu Schwarzes "Der Brocken" und fand wohl den Anklang der Jury.
Eine Auswahl der "Bewerbungsschreiben" (Seite 3 ist dann wohl Meine)


Wir Harzer waren auf jeden Fall unter den glücklichen Siegern dieser Verlosung und freuten uns bereits seit längerem auf diese einmalige Veranstaltung.


Schon das Streckenbriefing am Tag zuvor ist eine Veranstaltung für sich. Mit toller Verlosung und der wichtigen Einweisung in die Strecke, deren Boden- und vor allem der aktuellen Witterungsbedingungen.

Mittags sind wir noch einmal hochgefahren nach Oderbrück und haben einen Teil der Strecke Richtung Königskrug erlaufen. Natürlich haben wir vom Untergrund Bilder gemacht und diese auch veröffentlicht, damit sich jeder der Teilnehmer ein Bild von den dortigen Bedingungen machen konnte. Bei den vorherrschenden Temperaturen hätte man durchaus denken können mit kurzer Hose und Tennisschühchen auf die Strecke gehen zu können. Gab es doch in den Vorjahren immer geschlossene Schneedecke und oder zweistellige Minustemperaturen schon am Start.



Abgerundet wurde der Abend auf dem Göttinger Reinshof in den heiligen Hallen des Foodmasters und letztjährigen Siegers der BC Flash Frank Kleinsorg mit einer super Pasta Party und einem wirklich spannenden Vortrag von Thomas Ehmke und Michael Frenz über das englische Spine-Race.

Um 06.00 Uhr gingen wir 3 mit 162 anderen Startern am Göttinger Kehr auf die ca. 80 km lange Strecke.
Bis auf Ausnahmen war sie schnee- und eisfrei bis zum Verpflegungspunkt am Jagdkopf (km 53) im Steinaer Tal.

Ab dort war die Strecke bis ins Ziel durchgehend eis- und schneebedeckt. Es herrschte ein steifer kalter Wind. Bei den Untergrundbedingungen war es deutlich von Vorteil mit Spikes oder wenigstens Eisgrödeln, Yaktrax, zu laufen.


Der Start erfolgte unter dem Sternenhimmel und dieser wurde von 165 Stirnlampen und unzähligen Fackeln auf den ersten Kilometern der Strecke, über das Kerstlingeröder Feld, in ein mystisches Licht getaucht.

Den ersten VP in Landolfshausen erreichte ich noch im Dunkeln und genoss dort den ersten warmen Tee und geschnittene Bananen. (Und zugegeben um 06.48 Uhr morgens auch schon das erste kleine Stück Kuchen- er sah so lecker aus)


Es wartete ein bunter Sonnenaufgang über die Seulinger Warte und am Seeburger See vorbei. Der zweite VP befand sich in Rollshausen. Auch hier nur ein kurzer Stop und weiter in den Wald hinauf zur Tilly-Eiche. Das erste matschige Stück des Tages.

Über Rüdershausen ging es sodann zur Rhumequelle, dem 3. VP. Hier warteten wieder allerlei Köstlichkeiten und der Foodmaster persönlich auf die Läufer. Ich wollte mir ein Glas von einem köstlich aussehenden roten Saft (ohne Etikett) gönnen und bat Alexander Giebler um einen Schluck. Es war Rote-Beete-Saft, der die nächsten 20 km immer mal wieder mit dem oberen Ausgang kämpfte, kein schönes Gefühl. Das Stück Schokokuchen konnte den Geschmack auch nicht gänzlich entfernen.
Mit Frank und Dagmar (am Ende 2. Frau) von den Braunschweiger Friends for Life starte ich von hier wieder durch.

Die nächsten 12 km ging es stark profiliert auf den Marathon-VP in Barbis zu. Hier warteten frische Kleidung, Schuhe mit Spikes und Zitronentee auf mich. Ich gönnte mir und meinem Körper eine Pause auf der Heckklappe vom TIV und ließ einfach mal 20 Minuten alles an mir vorbeiziehen. Das tat sehr gut.

Eine kleine Anekdote am Rande ist immer mal wieder die Frage (besonders an diesem Punkt hier): "Geht es dir gut?". Tja, was soll ich sagen? Frag mich nicht, dann muß ich dich nicht anlügen? "NEIN, es geht mir nicht gut.". Alles tut grad weh, ich bin grad einen Marathon gelaufen, ich muß jetzt noch einen laufen, der Hals kratzt, mir ist ein bisschen kalt, es ist ungemütlich, ich will vor den Kamin oder in die Sauna und auf den Arm.
Aber genug geheult, umziehen und weiter.

Bergauf über den Lauterberger Flugplatz zur Wasserscheide und ins Steinaer Tal unterhalb des Stöbershais.

Hier, am Jagdkopf bei km 53, gibt es einen VP, der keiner ist. Hier komme ich mit zwei Läufern des Harzer Ultra Running Teams an. Dort sind unglaublich nette Damen, die uns dort einfach mal in den Arm genommen und mit Tee und Keksen gefüttert haben.

Von hier an wurde die Strecke deutlich schwieriger und wer Spikes oder Yaktrax hatte, konnte sich sehr glücklich schätzen. Alle anderen brauchten eine Menge davon.

Der VP Lausebuche bei km 63 ist für mich der Wendepunkt der Emotionen. Hier komme ich schon lachend an und freue mich einfach alle zu sehen. Ich weiß, dass es gleich geschafft ist und, dass ich die Strecke von hier aus locker in gut 3 Stunden wandern oder in unter 2 Stunden laufen könnte, egal was passiert.

Es gibt Erbsensuppe, veganen Käsekuchen und faire Gummitiere ohne Gelantine mit einer dicken Zuckerschicht.

Ich denke hier kurz über die 9 Stunden-Marke nach. Durch meine etwas zu lange Pause in Barbis habe ich mir das fast versaut aber bin durch das letzte Stück wieder in greifbarer Nähe. Mein Körper sagt: "Lass es und geniess es", das tue ich :)




Der nun folgende Trail ist ein vereister Sumpf und führt natürlich bergauf bis auf einen Forstweg im Nationalpark. Die BC-Beschilderung darf hier nicht mehr angebracht werden und man folgt jetzt immer der kürzesten Beschilderung zum nächsten VP-Punkt, in unserem Fall Königskrug.

Auch hier wieder kurze Pause, TBC (Tee, Banane, Cola) und weiter nach Oderbrück.

Auf dem Eis läuft es sich mit meinen nagelneuen ASICS Gel Fuji Setsu GTX wie auf Asphalt. Dieser Schuh hat Graphitspikes in der Sohle angebracht und die fressen sich in die Eisdecke. Es macht einfach Spaß und läuft dementsprechend.

Letzter VP ist in Oderbrück. Zeit für Kuchen. Es gibt Schoko-Apfel-Haselnusskuchen und Cola mit Tee gemischt. Von hinten kommt Björn Richter angelaufen und es ergibt sich einfach, dass wir den letzten Anstieg gemeinsam erlaufen. Begleitet werden wir von Marvin Running der dabei auch noch spannende Geschichten über die Typen hinter dem Sport und ihre Eindrücke hören will. Es ist eher wie ein entspanntes Sinnieren unter Freunden als ein Wettkampf bei dem man bereits 75km gelaufen ist. Die Zeit und die Strecke vergehen wie im Flug und da weder vor noch hinter uns jemand zu sehen ist, müssen wir uns auch nicht beeilen. Die 10 Stunden-Marke haben wir locker im Sack.


Wir laufen gemeinsam Arm in Arm ins Ziel und gleich durch zum Brockenstein für ein Foto.

Insgesamt erreichen 159 Teilnehmer das Ziel in der vorgegebenen Zeit von höchstens 14 Stunden. Ein Zielbanner konnte zum ersten Mal nicht aufgehängt werden, da der starke Sturm dies nicht zuließ. Statt eines Zielbanners warteten jedoch im Ziel die Helfer des Hospiz an der Lutter aus Göttingen, zeitgleich auch einer der größten Spendenempfänger dieser Veranstaltung.


Mit viel Emotion und unter Klatschen der Zuschauer und anderen Teilnehmer betritt man dann als Finisher den Goethesaal und geniesst einfach den Augenblick.


Trotz negativer Vorhersage blieb es durchgehend trocken bis ca. 15Uhr. Danach setzte starker Schneefall ein. Kombiniert mit dem heftigen Wind am Gipfel ergab das einen ausgewachsenen Schneesturm oberhalb 1000m, der auch noch bei der Rückwanderung anhielt.


Die meisten Teilnehmer fahren nach der Veranstaltung mit dem Bus zurück nach Göttingen. Dieser wartet in Schierke. Alle Teilnehmer müssen vom Brocken auch noch nach unten wandern. Niemand wird gefahren und auch die Bahn fährt nicht mehr.




15.00 Uhr

2 Std. später :)


Die Temperaturen lagen anfangs knapp im positiven Bereich, im Oberharz um den Gefrierpunkt, am Gipfel leicht darunter, bei jedoch ca. 90 km/h Wind erreicht man dort mit dem so genannten Windchill Temperaturen von ca. -15Grad. Celsius.
Ungefähr alle 10 km konnten sich die Teilnehmer mit Köstlichkeiten aus Naturkost stärken. Der Lauf ist für seine kulinarischen Besonderheiten und die gekennzeichnete vegane und naturbelassene Versorgung bekannt. Die Helfer an den Verpflegungspunkten leisteten ganze Arbeit bei der Versorgung der Teilnehmer. Das ging auch so weit, Teilnehmer einfach mal in den Arm zu nehmen, was nach 60km Eiswüste auch einmal sehr gut tut.

Dominik Singer wurde 25. mit einer tollen Zeit knapp unter 9 Stunden, Björn und ich wurden mit 09:34 als 57. gewertet. Auch Marcel, der Finisher, finishte natürlich in 10:36 unter den ersten 100. Die Platzierung ist nicht entscheidend, das Ankommen ist jedoch schon eine Auszeichnung.

Der größte Dank geht an alle Helfer dieses Rennens. Es ist für mich unvorstellbar über 6 oder mehr Stunden in diesem Wetter zu stehen nur um in ein paar Zitat "irre Gesichter" zu sehen. Danke.

Meinen Glückwunsch an alle Finisher. Meinen großen Respekt zolle ich jedoch vor allem denen, die diesen Lauf wegen gesundheitlicher Problematiken abbrechen mussten oder wegen anderer strukturellen Probleme gänzlich vom Start abgehalten wurden. Für euch und für alle anderen gilt:



Die nächste Brocken-Challenge findet am 14.02.2015 statt. Von Göttingen zum Brocken. Was für ein Spaß.
www.brocken-challenge.de



Für alle Interessierten hier noch die Ausrüstung:

Bis Barbis:
  • Schuh: ASICS Fuji Trabuco GTX (sehr steif, gutes Profil für alle Untergründe, wasserdicht und warm)
  • ASICS Marathon Sock (dünn, leicht, unterstützend)
  • Hose: ASICS Inner Muscle Compression Long Tight
  • Hose: ASICS Speed Windstopper Tight.
  • Oberbekl. ASICS Inner Muscle LS Top
  • Oberbekl. Ortovox Merino Comp. LS
  • Weste: ASICS Speed Windstopper Vest
  • ASICS Tube
  • ASICS Windstopper Beanie
  • ASICS Windstopper Gloves
  • Black Diamond Ultra Distance Pole
  • Rucksack Salomon SLAB Advanced Skin XT 12
Ab Barbis:
  • Schuh: ASICS Fuji Setsu GTX (steif, Spikes, wasserdicht und warm)
  • ASICS Marathon Sock (dünn, leicht, unterstützend)
  • Hose: ASICS Inner Muscle Compression Long Tight
  • Hose: ASICS Speed Windstopper Tight.
  • Oberbekl. ASICS Inner Muscle Half Zip Top
  • Oberbekl. ASICS Fuji Hoodie
  • Weste: ASICS Speed Windstopper Vest
  • ASICS Fuji Packable Jacket
  • ASICS Tube
  • ASICS Windstopper Beanie
  • ASICS Windstopper Gloves
  • Sziols XKross Brille
  • Black Diamond Ultra Distance Pole
  • Rucksack Salomon SLAB Advanced Skin XT 12 




Samstag, 1. Februar 2014

Tough Guy Race UK - Year of the great War Horse oder Lernen durch Schmerzen ;)

Es gilt als das härteste Hindernisrennen der Welt, das seit 1986 jährlich in der Nähe von Wolverhampton bei Birmingham stattfindet.
Also frage ich mich, warum ich dort nicht schon längst einmal teilgenommen habe. Immerhin laufe ich doch ExtremCross-Rennen, seit es diese in Deutschland gibt, seit 2007.
Ach ja. Dieses Rennen wurde von mir bislang immer verworfen mit den Gedanken: "Für lausige 12-15 km fliege ich doch nicht auf ńe Insel" und:" Ich habe keine Lust, dicke Engländer überholen zu müssen."
Darüber sprach ich bei einem Event 2013 mit meinem freakigen Freund Marcel, der dort 2013 schon gestartet war. Er grinste mich nur an und besorgte quasi ohne zu fragen einen Startplatz, zu dem ich niemals nicht hätte nein sagen konnte.

Es wurde also Zeit zur Mutter aller Hindernisläufe zu fahren, zum Tough Guy Race nach Wolverhampton, zum legendären Killing Field von Mr, Mouse.
Als frischgebackener ASICS Frontrunner war ich als einer von ca. 5000 Startern am Start.
 
Freitag in den Flieger nach Birmingham und nach einer Tortur mit dem englischen Schienennah- und -fernverkehr, ab ins vom Team organisierte Novotel.
Mit dem englischen Taxi und einem pakistanischen Taxifahrer dann zum feinsten Italiener Wolverhamptoms, wo das Team Getting Tough bereits am "Captains Table" von Teamcaptain Markus zusammensitzt.
So viele verrückte Typen auf einem Haufen ...Herrlich!

Kurze Schlafintervention mit meiner kuscheligen Begleitung Marcel und dann geht es am Samstag zur Streckenbesichtigung. Was soll ich sagen, ich bin überwältigt. Das Wetter ist wirklich sehr englisch, das Gelände unglaublich schlammig und es stinkt wie der Teufel...Hurra :)



Nach Pasta-Party vom Team direkt im Hotel und Ansprache vom Captain des GT-Teams, freu ich mich einfach nur noch endlich bald starten zu können.


Starten durfte ich im "Quweens Team". Das ist hinter der "Front Squad" und dem "Tough Guy Squad" die dritte Startreihe. Durch geschicktes Positionieren haben es Michael und ich jedoch geschafft, bis auf den Starthügel vorzudringen und dort sehr weit vorn starten zu können.

Auf den sogenannten Killing Fields gilt es jetzt auf einer Distanz von 15 Kilometern ca. 25 Hindernisse zu überwinden. Die Streckenlänge klingt zunächst nicht allzu herausfordernd, ich gebe jedoch zu bedenken, dass es solche Hindernisse, wie hier in England schon aus Sicherheitsgründen wohl nirgends in Deutschland jemals geben wird.
Auf einem ausgedienten Militärgelände der britischen Special Forces stehen riesige Hindernisse aus dicken und glitschigen Holzstämmen gebaut. Sie sind mit neuen und teilweise auch sehr alten Netzen und Seilen versehen. Dieses Gelände wird gepflegt und unterhalten vom Urvater aller Hindernisläufe, dem Begründer des Tough Guy Race, Mr. Mouse.


 Dieser Typ ist echt der Hammer. Im Schottenrock mit Hut und gezwirbeltem Schnurrbart gibt er den ebenfalls uniformierten Reitern das Zeichen, die Kanone in Stellung zu bringen und so für einen unglaublich lauten Startschuss zu sorgen. Direkt danach stürzen sich die Tausende von Läufern einen steilen Hügel hinab und brüllen sich die Seele aus dem Leib beim Start dieses einmaligen Rennens. Durch entzündete bunte Nebeltöpfe und Rauchschwaden von Feuern, begleitet von donnernden Kanonenschlägen.

Es geht sofort in knöcheltiefen Schlamm, der an dieser Stelle noch am wenigsten tief ist. Nach einem knappen Kilometer ist es mit dem Laufen dann auch schon vorbei und die ersten Kletterhindernisse aus rutschigem Holz sind zu überwinden.

Der Schlamm auf der Strecke wird mit jedem Schritt tiefer. Die ersten kleineren Wasserhindernisse lassen nicht lange auf sich warten. Das Wasser hat angenehme 3 Grad Celsius und ist in diesem Jahr somit wenigstens eisfrei. Im letzten Jahr noch hatten sich die Spitzenläufer ihren Weg durch das Eis brechen müssen.

Bei bestem englischen Wetter, 5 Grad Lufttemperatur mit eisigem Nordostwind, folgt die nächste Herausforderung mit den Rabbit Hills. Ein Steinbruch, der bergab nur rutschend und bergauf nur kletternd bewältigt werden kann. Unzählige Male geht es rauf und runter bis auch der Wille des Letzten fast gebrochen ist.

Nach einem kurzen Laufintervall durch tiefen Schlamm folgt der gleiche Spaß nun mit einem brusttiefen Wassergraben. Immer wieder rein und raus, was an den meisten Stellen ohne fremde Hilfe von anderen Teilnehmern kaum möglich ist.

Es folgt ein stetiges Auf und Ab, entweder kriechend unter Netzen oder kletternd über Holzhindernisse im Wechsel. Auch hier hört man auf zu zählen.
Eines der unangenehmsten Hindernisse ist eine 200m lange brusttiefe Wasserbahn, Hier geht man an der einen Seite eines Steges bis zum Ende hin und an der anderen zurück. Seinen Unterkörper nimmt man im 3 Grad kalten Wasser nicht mehr war. Er wird nur noch mechanisch nach vorn getrieben, aus dem Wasser heraus. Die Gesichter der entgegenkommenden Mitstreiter sprechen Bände des Schmerzes, meines wohl auch.


Danach wieder ein Springen und Ducken im Schlamm, bevor man an den nächsten Wasserparcour kommt. Hier wird entweder gehangelt oder balanciert, immer im Wechsel. Die Alternative heißt auch hier wieder Eiswasser.


Gespannter Stacheldraht der keinen Blick nach oben erlaubt, Tauchhindernisse in einer braunen Brühe, die die Bezeichnung Wasser sicher nicht mehr verdient hat, eingeebnete Reifenstapel mit Felsen, überall nur Schlamm und immer wieder kleine und größere Kletterhindernisse.



In einem unterirdischen Kriechgang, dem Torture Chamber, werden die Teilnehmer komplett im Dunkeln, in Rauch eingehüllt, durch Tunnel mit herabhängenden Baumstämmen und Stromdrähten geschickt. Alles im eisigen Schlamm. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt man durch mannsenge Röhren wieder an die Erdoberfläche um auf die letzten 3 großen Hindernisse zuzulaufen.



Selbst der Zieleinlauf führt noch einmal durch Eiswasser, einen schlammigen Hügel hinauf, eine Rutschbahn mit Stromdrähten wieder hinunter ins Wasser und einen Schlammberg wieder hinauf.
Oben steht Mr. Mouse´ rechte Hand Ingrid und brüllt jeden Teilnehmer an mit den Worten:


 "You are a real Tough Guy",

und genau so fühlt man sich auch.

Warum es "Year of the great War Horse" heißt, weiß ich jetzt auch...Ich fühle mich, als wäre ich ein brüllendes altes Schlachtross, das man soeben mit einem MedEvac aus einem Kriegsgebiet evakuiert hat...Irgendwie einfach unbesiegbar!


Wer hier dabei ist, hat keine Angst vor gar nichts mehr. Alle Teilnehmer unterzeichen vor dem Start eine sogenannte "Death Warranty", ihr Todesurteil.

Zu den Standardverletzungen gehören unter anderem Knochenbrüche, Platzwunden, Schnittverletzungen, Verbrennungen oder Kreislauf-Probleme.

Ich konnte über 99% der anderen Starter hinter mir lassen und erreichte als 45. in der Gesamtwertung das Ziel.
Starten durfte ich zusammen mit dem Spitzenteam "Getting Tough", welches auch den diesjährigen Sieger, Charles Franzke (21), stellte.

Insgesamt platzierten sich aus dem Team Getting Tough 15 Starter unter den Top 50 bei diesem internationalen Rennen.
Die Teamwertung ging damit zum 4. Mal in Folge an das Team Getting Tough.
Nächstes Jahr wird dieser Titel verteidigt und auch ich werde für den Harz wieder dabei sein.

Jetzt geht es erstmal wieder in die Vorbereitung für die Brocken Challenge, einen Winterultra, der am 08.02. von Göttingen zum Brocken führt. Hier treten wir dann wieder als das Team HarzRoxx komplett an.

Weitere Infos unter www.toughguy.co.uk www.facebook.com/harzroxx